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Börsen im Korrekturmodus: Was die Aktienmärkte derzeit wirklich anfällig macht

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Lange ging es mit den Notierungen speziell an der Wall Street fast wie an der Schnur gezogen nach oben. Doch jüngst erwischte es bekanntlich auch den US-Aktienmarkt. Die Kurse gaben erstmal seit längerer Zeit wieder um mehr als 10 % nach, so dass offiziell von einer Korrektur gesprochen werden kann.

Was für machen Marktteilnehmer aus heiterem Himmel gekommen sein mag, kam aus Sicht der Hessischen Landesbank alles andere als überraschend. Denn aus ihrer Sicht wurde viel zu lange bei Aktien ein „Heile-Welt-Szenario“ gespielt, doch dabei handelte es sich um überzogene Erwartungen, die irgendwann korrigiert werden mussten.

Zur alten Gelassenheit können die Marktteilnehmer aus Sicht von Analyst Markus Reinwand auch jetzt noch nicht wieder zurückkehren, weil der Korrekturprozess noch nicht abgeschlossen sein dürfte. Das habe vordergründig mit den zuletzt aufgekommenen Zinsängsten zu tun sowie mit der neuerdings kursierenden Sorge vor einem Handelskrieg. Auch könnte es durchaus passieren, dass an den Aktienmärkten jetzt die Schattenseiten der Politik von US-Präsident Donald Trump eingepreist werden, nachdem die Anleger bislang zumeist nur die Vorteile sehen wollten.

S&P-500-Index verhielt sich lange untypisch

Anfällig sind die Aktienkurse aber im Grunde genommen wegen anderer Faktoren geworden. Für seine Argumentation greift Reinwand auf eine Komponentenbetrachtung von Kursbewegungen zurück. Aus fundamentaler Perspektive könne man diese in Veränderungen der Unternehmensgewinne und/oder der Bewertung zerlegen. Dabei ergebe sich für die unterschiedlichen Phasen im Zinszyklus ein typisches Muster. Die Analyse früherer Zyklen seit Ende des Zweiten Weltkriegs zeige, dass in Zinserhöhungsphasen ein Großteil des Gewinnanstiegs durch eine Kontraktion der Bewertung aufgefressen werde. Unter dem Strich stiegen die Notierungen in dieser Phase sichtbar geringer (seit 1946 um 5 % p.a.) als im Zinstal (14 % p.a.).

Diesmal habe der S&P 500 seit der ersten Zinsanhebung im Dezember 2015 aber mit einer Rate von 17 % p.a. zugelegt und das, obwohl sich die Gewinnerwartungen seitdem lediglich um rund 10 % p.a. verbessert haben. Ein beachtlicher Teil des Kursanstiegs ist somit auf eine für diese Phase untypische Bewertungsexpansion zurückzuführen, erklärt Reinwand. Aktienanleger verhielten sich demnach bislang so, als hätte es noch gar keine Zinserhöhungen gegeben.

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Nun könnte man zugunsten von Aktien zwar einwenden, dass die Fed mit ihren Leitzinserhöhungen ja ausgesprochen behutsam vorgehe. Betrachtet man aber die zuletzt erreichten Bewertungsniveaus, würden dennoch die Risiken überwiegen. Auf Basis der gängigsten Kennziffern (Kurs-Gewinn-Verhältnis, Kurs-Buchwert-Verhältnis und Kurs-Cash-Flow-Verhältnis) bewegten sich US-Titel deutlich oberhalb des langfristigen „Normalbandes“ und seien damit teuer.

Wende bei den konjunkturellen Frühindikatoren mahnt zur Vorsicht

In Deutschland sehe es nicht viel besser aus, auch wenn deutsche Standardwerte durch die Korrektur wieder in den fairen Bereich zurückgekehrt seien. Denn zu bedenken sein, dass die wichtigsten konjunkturellen Frühindikatoren ihren Zenit überschritten hätten. In vergleichbaren Phasen hätten Aktien in früheren Zyklen meist Ertragseinbußen verzeichnet.

Auch technisch gesehen seien DAX und EURO STOXX 50 schwer angeschlagen. Beide Indizes seien deutlich unter die vielbeachtete 200-Tage-Linie gefallen. Die Kursabschläge hätten sich auch auf breiter Front vollzogen: 80 % der DAX- und 82 % der EURO STOXX 50-Titel notierten derzeit unter dem 200-Tage-Durchschnitt. Insgesamt scheine vor diesem Hintergrund die Bereinigung an den Aktienmärkten noch nicht abgeschlossen zu sein. Anleger sollten sich daher mit Käufen vorerst zurückhalten, lautet zumindest die Sichtweise der Hessischen Landesbank.

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