aktien Magazin

Wall Street: Ein Kontraindikator verspricht mit einer historischen Wahrscheinlichkeit von 93 % Kursgewinne auf Sicht von 12 Monaten

Kommentare aktien Magazin 546 Leser

An der Wall Street läuft es rund. Für gute Laune sorgt neben einem starken Jahresauftakt ein Vorjahresplus von rund 25 % beim Dow Jones Industrial Average und von sogar fast einem Drittel beim Nasdaq 100 Index. Dabei markierte der Dow Jones Industrial Average gleich an 71 Handelstagen neue Kursrekorde – auch das stellt eine historische Bestmarke dar.

Trotzdem kann von echter Euphorie noch keine Rede sein – zum Glück nicht, denn zu viel Euphorie rächt sich am Aktienmärkt in der Regel irgendwann. Zumindest ist das dann noch nicht der Fall, wenn man dem Sell Side Indicator Glauben schenkt. Diesen ermittelt das Team rund um die US-Aktienstrategin Savita Subramanian von der Bank of America Merrill Lynch basierend auf der von Wall Street-Strategen im Zuge der allgemeinen Asset Allocation gewählten Gewichtung von Aktien am letzten Tag eines jeden Monats.

Der neuesten Erhebung zufolge stieg der Sell Side Indicator im Dezember zum dritten Mal in Folge auf 56,8 (Vormonat 56,1) Punkte. Dieser Maßstab für den Aktien-Optimismus an der Wall Street hat somit den höchsten Stand seit über sechs Jahren erklommen. Die rapide Verbesserung der Aktienstimmung in den vergangenen 16 Monaten hat den Indikator damit weiter in den "neutralen" Bereich gedrängt.

indikator
Quelle: BofA Merrill Lynch Global Research US Equity & Quant Strategy

Theoretisch könnte der S&P 500 bis auf 2.935 Punkte steigen

Auf Basis der derzeitigen Dividendenrendite für den S&P 500 Index von knapp 2% impliziert der aktuelle Stand des Indikators laut Bank of America Merrill Lynch eine 12-Monats-Kursrendite von +10%. Gemessen am Ausgangsniveau Anfang Januar errechnet sich daraus für den S&P 500 Index auf Sicht von 12-Monaten einen Stand von 2.935 Punkten.

Das entspricht zwar nicht dem offiziellen hausinternen Kursziel der US-Investmentbank, der Sell Side Indicator ist aber neben anderen fundamentalen und technischen Faktoren eines von fünf Einflusssignalen, die bei der Beurteilung der weiteren Marktaussichten eine Rolle spielen. Im historischen Rückblick war es aber so, dass sich bei einem Niveau des Sell Side Indicators wie das aktuell der Fall ist, auf Sicht der nächsten 12 Monate in 93 % aller Fälle eine positive Performance ergab. Im Median betrug das 12 Monatsplus dabei 19 %. Das klingt überzeugend, die Bank of America Merrill Lynch erinnert aber daran, dass es natürlich keine Garantie für eine Wiederholung dieser durchschnittlichen historischen Ergebnisse gibt.

Ein zuverlässiger Kontraindikator

Laut Subramanian hat sich die im Konsens an der Wall Street verfolgte Aktienallokation in der Vergangenheit als ein zuverlässiger Kontraindikator erwiesen. Mit anderen Worten, es war historisch gesehen ein sehr gutes Signal für Aktien, wenn die Strategen an der Wall Street extrem bärisch waren und ein sehr negatives Kurssignal, wenn sie sehr bullisch waren.

Wie es weiter heißt, bewegt sich die Verkaufsschelle (rote Linie im Chart oben; Indikator-Stände unter der grünen Linie sind Kaufnotierungen) aktuell bei 62,8 Punkten und damit noch ein Stück weit vom aktuellen Niveau entfernt. Doch wenn sich der Sell Side Indicator im zuletzt gezeigten Tempo weiter nach oben bewegen würde, dann könnte das erwähnte kritische Niveau bis Januar 2019 erreicht sein, so die Warnung.

Außerdem macht sich Subramanian Gedanken darüber, ob es bei der Beachtung von Verkaufssignalen nicht noch wirksamer wäre, auf kürzere Betrachtungszeiträume als die derzeit gültigen 15 Jahre abzustellen. Würde man das tun und die derzeitige Stimmung mit der jüngsten Vergangenheit vergleichen, dann müsste man schon jetzt zu einem negativeren Anlageurteil kommen. Doch basierend auf dem Sell Side Indicator in seiner ursprünglichen Konstellation ist das nicht der Fall.
Bildherkunft: Fotolia: #183704017