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5 europäische Aktien, die (fast) immer steigen

Aktien-Screener Fabian Hentschel 7.972 Leser

Hallo Trader und Investoren, 

während Anleger nun schon ein halbes Jahr Bärenmarkt erleben müssen, zeigten sich in den vergangenen Wochen erste Erholungszeichen. So konnte beispielsweise der S&P500, gemessen von seinem Tief, bereits um ca. 13% auf über 4.100 Punkte zulegen. Nur der amerikanische Technologie-Index, Nasdaq, konnte mit rund 17 % stärkere Gewinne verzeichnen. Ob es am Ende zu einer V-förmigen Erholung gibt, lässt sich wohl erst im Nachhinein feststellen. Grundsätzlich ist bereits viel negatives an der Börse eingepreist und die Liquidität ist hoch.  Auf der anderen Seite könnten unerwartete, negative Meldungen die Börsen weiter abwärts drücken.

Ein Blick in die Vergangenheit zeigt, dass Bärenmärkte im Schnitt 10 Monate, jedoch mindestens 6 Monate andauern. Manche Bärenmärkte dauerten sogar mehrere Jahre an, wie z.B. die „Great Depression“, eine schwere US-Wirtschaftskrise, von 1937 bis April 1942. Somit wäre aktuell zwar ein Ende des Abverkaufs an den Börsen möglich, aber nicht unbedingt notwendig. 

Langfristig orientierte Anleger haben hierbei jedoch einen strategischen Vorteil: Sie müssen gar nicht wissen, wann der Bärenmarkt endet. Es gibt nur eine Statistik an der Börse mit einer Erfolgswahrscheinlichkeit von 100 % und die besagt, dass es sich in Bärenmärkten, langfristig betrachtet, schon immer ausgezahlt hat zu kaufen. Wer mit seiner Depotaufstellung unzufrieden ist, und in den vergangenen Jahren eventuell zu stark auf Tech & Wachstum gesetzt, oder auch geografisch zu wenig diversifiziert hat, kann jetzt sein Depot umbauen und für die nächsten 10 Jahre positionieren. Und genau hier setze ich mit diesem Artikel an und möchte euch 5 europäische Aktien vorstellen, die sich in der Vergangenheit als richtige Dauerläufer entpuppt haben.

Dauerläufer sind Aktien, die kontinuierlich und mit wenigen Rücksetzern steigen und eine vernünftige Balance zwischen Rendite und Volatilität bieten. Ihr werdet im Laufe dieses Artikels außerdem feststellen, dass es nicht immer amerikanische Techaktien sein müssen, um eine Überrendite am Markt erzielen zu können. Auch in anderen Branchen und Regionen, wie z.B. in Europa, gibt es Unternehmen, die schon seit Jahren überdurchschnittlich stark wachsen und noch weiter Potenzial haben. 

Die 5 in diesem Artikel vorgestellten Aktien stammen aus dem Report "Dauerläufer-Aktien Europa". Tipp: 20 weitere Aktien-Reports stehen auf https://paper.traderfox.com zum Download bereit.

Im Folgenden werden 5 europäische Dauerläufer vorgestellt: 

Elia Group - Strom braucht es immer

Die Elia Group ist ein belgischer Spezialist für Stromübertragung. Mit seinen beiden Übertragungsnetzbetreibern „Elia“ in Belgien, sowie „50Hertz“ in Deutschland gehört der Konzern zu den Top 5 der führenden Übertragungsnetzbetreiber in Europa. Die betriebene Hochspannungsleitungen umfassen insgesamt 19.276 km Länge, sind zu 99,999 % zuverlässig und erreichen über 30 Millionen Endverbraucher, wie Haushalte und Großkunden. 

2019 wurde außerdem ein Großprojekt aus dem Join-Venture „Nemo“ fertiggestellt, welches eine Unterwasserverbindungsleitung zwischen Belgien (Elia) und dem Vereinigten Königreich (national Grid) betreibt. So soll der Zugang so grüner Energie erleichtert werden und ganz Europa überschüssigen Strom nach Großbritannien exportieren können. Das neueste Projekt, welches erst im Februar dieses Jahres offiziell bestätigt wurde, trägt den Namen „WindGrid“ und steht für die Ambitionen der Elia Group selbst, grüne Windenergie erzeugen zu wollen. Hier baut sich der Konzern eine weitere, langfristige Einkommensquelle auf und will von externen Energieproduzenten  unabhängiger werden. 

Wir befinden uns mitten im digitalen Zeitalter und sind sprichwörtlich rund um die Uhr auf Strom angewiesen. Der Trend hin zur E-Mobilität, wie auch der politische Drang, unabhängiger von russischem Gas werden zu wollen, dürfte dem Konzern direkt in die Hände spielen und die Nachfrage konstant steigern. Das zeigen auch die Zahlen zum abgelaufenen Halbjahr. Der Experte für Hochspannungsinfrastruktur verzeichnete im ersten Halbjahr 2022 einen Anstieg des Betriebsergebnisses um rund 49 % auf 1,95 Mrd. €. Und auch der bereinigte Nettogewinn legte um 24 % auf 186,7 Mio. € zu. Somit dürfte der Konzern dieses Jahr, wie auch schon die letzten 5 Jahre, erneut Rekordergebnisse erzielen können.  

Der Monkey-Trader-Indikator-Score von 99 % spricht für sich. Egal wann Anleger in den letzten 260 Tagen zugegriffen haben - Sie hätten bis heute nie nennenswerte Kursverluste erlitten. Vielmehr gleicht der Chart der Elia-Group einer exponentiellen Steigung, die sich bereits wieder in Richtung eines neuen Allzeithochs bewegt. In Kombination mit einer überdurchschnittlichen Jahresperformance von mehr als 17 % wird aus der Aktie somit ein grundsolides Investment. 

Deutsche Börse AG - Extrem starker Burggraben

Die meisten von uns dürfte die Deutsche Börse AG, als internationale Börsenorganisation mit über 10.000 Mitarbeitern, ein Begriff sein. Der Konzern, mit Sitz in Frankfurt, ist ein innovativer Marktinfrastrukturanbieter und sorgt für transparente, verlässliche und stabile Kapitalmärkte. Mit den Geschäftsfeldern „Pre-Trading“, „Trading & Clearing“, „Post-Trading“ und „Information Technology“ deckt das Unternehmen die gesamte Prozesskette von Finanzmarkttransaktionen ab. 

Dazu zählt u.a. die Bereitstellung von bekannten Indizes, wie den DAX, Qontigo und STOXX, Analytikwerkzeuge und unabhängiges ESG- und Governmance-Research. Außerdem ist die Deutsche Börse AG der Träger der Frankfurter Wertpapierbörse und betreibt mit dem Handelsplatz Xetra den weltweiten Referenzmarkt für deutsche Aktien. Daneben ist man noch europaweit die Nummer eins beim Handel mit börsengehandelten Indexfonds (ETF’s). Kurzgesagt: Es handelt sich hier um einen klaren, global operierenden  Marktführer im Finanzmarkt mit einem enorm starken Burggraben.

Die erst kürzlich präsentierten Quartalszahlen machen deutlich, dass das Geschäft kaum besser laufen könnte. So stiegen die Nettoerlöse im zweiten Quartal auf 1,02 Mrd. €, von 882 Mio. € im Vorjahreszeitraum. Damit wurden selbst die bullischen Analystenschätzungen von 972 Mio. € deutlich geschlagen. Ähnlich positiv entwickelte sich auch das EBITDA, welches sich von 518 € Mio. € auf 585 Mio. € steigern konnte. Folglich passte die Deutsche Börse die Ziele für das laufende Jahr nach oben an und erwartet nun Nettoerlöse von deutlich mehr als 3,8 Mrd. €, sowie ein EBITDA von deutlich über 2,2 Mrd. €. 

Aktionäre konnten sich in der Vergangenheit daher zurecht über eine jährliche Rendite von 13 % freuen, womit sie den Markt auch deutlich geschlagen hätten. Die Stabilität des Geschäftsmodells und insbesondere der starke Burggraben der Deutsche Börse AG wird durch einen „Stabiles Kurswachstum Score“ von 96 % unterstrichen. Anleger sind sich der Krisenbeständigkeit des Unternehmens bewusst und geben kein Stück aus der Hand.

Svenska Cellulosa AB - Der größte Waldbesitzer Europas

Svenska Cellulosa AB ist ein schwedischer Experte für Holzprodukte und ist insbesondere im Bereich Hygienepapiere und Verpackungen aktiv. Mit einer Fläche von mehr als 2,6 Mio. Hektar Wald in Nordschweden und im Baltikum, ist der Konzern der größte Waldbesitzer Europas. Die teuren Rohstoffe müssen somit nicht eingekauft werden, sondern entspringen aus dem eigenen Wald. Das spart nicht nur Kosten, sondern macht SCA auch unabhängig von externen Zulieferer. Außerdem ist Holz ein sehr vielseitiger Rohstoff und kann in unterschiedlichsten Formen zu vielen verschiedenen Produkten verarbeitet werden. Der komplette Baum, mit Stamm und Ästen, wird am Ende so zu hochwertigen Produkten verarbeitet.

Ein Beispiel hierfür ist Schnittholz. SCA ist ein führender Anbieter von Holzwerkstoffen für Industrie und Bauhandwerk und verkauft jährlich mehr als 2,2 Mio. m3 Schnittholz. In den eigenen Sägewerken werden diese für jeden Kunden individuell zugeschnitten. Ein weiterer Fokus liegt auf die Produktion von Zellstoffen, wie z.B. gebleichtes Weichholzzellstoff (NBSK). Zusammen mit der Produktion von chemisch-thermomechanischem Zellstoff (CTMP) beläuft sich die  Produktionskapazität auf 1 Mio. Tonnen. Außerdem produziert SCA  erneuerbares Verpackungspapier. Mit einer Produktionskapazität von 865.000 Tonnen pro Jahr gehört der Konzern zu den größten unabhängigen Herstellern  von Kraftlinern auf der Welt. 

Während der Holzpreis im vergangenen Jahr ein maßgeblicher Umsatztreiber war, könnte ausgerechnet dieser jedoch nun wieder deutlich Wind aus den Flügeln von SCA nehmen. Insgesamt haben sich die Holzpreise in den vergangenen 3 Monaten nahezu halbiert und notieren aktuell bei  rund 550 $. Zum Vergleich: Im Jahr 2021 notierte der Holzpreis zwischenzeitlich bei über 1.700 $ pro 1000 board feet. Grund für die Entwicklung ist die stark gestiegene Inflation, die eine Abkühlung des Immobiliensektors zur Folge hatte. Die Börse  hat das erkannt und die Aktie um mehr als 30 % einbrechen lassen.

Langfristig orientierte Anleger sollten sich von der Korrektur jedoch nicht zu sehr verunsichern lassen. Ein Blick auf den übergeordneten Aktienchart zeigt, dass die Korrektur ohnehin überfällig war. Der Aufwärtstrend bleibt, trotz der Korrektur, weiterhin intakt. Neben der technischen Stärke, überzeugt die Aktie von SCA außerdem mit einem stabilen Kurswachstum, sowie durch eine Jahresperformance von mehr als 19 % im Jahr. Das aktuell pessimistische Marktumfeld bietet eine gute Grundlage, um sich hier langfristig zu positionieren. 

Holmen AB - Rücksetzer als Kaufchance

Holmen AB ist ein schwedischer Experte für nachhaltige Holzprodukte und erneuerbare Energien. Der Konzern ist mit über 1 Million Hektar einer der größten Waldbesitzer in Schweden. Ihre Strategie besteht darin, die Ressourcen aus dem Wald zu nutzen, um daraus Holzprodukte für Schreiner- und Bauzwecke, Kartonagen sowie Papier zu fertigen. Der gesamte Wertschöpfungs- und Produktionsprozess ist dabei auf eine nachhaltige Kreislaufwirtschaft ausgerichtet. 

Das Holz aus dem eigenen Wald wird für die Produktion von hochwertigen Produkten verwendet. Diese können am Ende ihres Lebenszyklus recycelt und in einer neuen Form wieder zum Leben erweckt, oder als Biokraftstoff genutzt werden. Außerdem verfügt Holmen über 21 Wasserkraftwerke in Schweden und investiert in den Bau von Windkraftanlagen auf dem eigenen Land. Seit 2005 konnte der Konzern so bereits 90 % der Emission reduzieren. 

Das Geschäftsmodell von Holmen hört sich nicht nur in der Theorie spannend an. Ein Blick auf das Zahlenwerk zeigt, dass der Konzern langfristig kontinuierlich wächst und profitabel wirtschaftet. Dank der Holzpreis-Rallye des vergangenen Jahres konnte der Umsatz 2021 sogar um mehr als 19 % auf 19,48 Mrd. SEK gesteigert werden. Der Gewinn wurde sogar um über 50 % erhöht und belief sich für das Jahr 2021 auf exakt 3 Mrd. SEK. 

Auch Holmes, wie SCA, leidet unter den gestiegenen Holzpreisen. Während der Holzpreis an der Börse aktuell mit rund 550 $ gehandelt wird, lag dieser im Jahr 2021 zwischenzeitlich bei über 1.700 $ pro 1000 board feet. Und er Folge leitete die Aktie in den vergangenen Wochen ebenfalls unter einem starken Verkaufsdruck und fiel um mehr als 30 %. Dennoch bleibt die langfristige Story weiterhin intakt. Sobald sich die Inflation wieder abschwächt, dürfte auch der Holzpreis wieder zulegen und dem Unternehmen, wie gewohnt, hohe Gewinne bescheren.  

Für langfristig orientierte Anleger bietet das niedrige Kursniveau jedoch eine attraktive Einstiegsgelegenheit. Das zeigt auch das KGV, welches im Mai noch bei über 38 stand und nun 21 beträgt. In Kombination mit einem „Stabiles Kurswachstum Score“ von über 95 % und einer durchschnittlichen Jahresperformance von 15,91 % wird aus Holmen AB somit eine solides Basisinvestment. Dennoch sollten Anleger vorerst die Q2 Zahlen abwarten, die am 19. August präsentiert werden. 

Axfood AB - Profiteur der hohen Inflation

Mit einem Marktanteil von rund 20 % ist Axfood AB eine der größten schwedischen Einzelhandelsketten für Lebensmittel. Der Holding verfügt über mehrere Marken, die sich auf einen Teilbereich spezialisiert haben und dort die beste Lösung bieten. So ist z.B. die Marke „Willys“,  eine von Schwedens führenden Discounterketten, die es sich zur Aufgabe gemacht hat, ein breites und tiefes Sortiment zu besten Preisen anzubieten. Laut eigenen Aussagen bekommt man nirgendwo sonst eine volle Tüte voller Lebensmittel zu einem günstigeren Preis. 

Mit der Marke „Apohem“ hat sich der schwedische Konzern eine vollwertige, Online Einzelhandelsapotheke aufgebaut. Hier erhalten Kunden unter über 11.000 Artikel sowohl rezeptfreie als auch verschreibungspflichtige Medikamente. Eine weitere spannende Marke ist „Middagsfrid“, welchen man auch als das „schwedische HelloFresh“ bezeichnen könnte. Tatsächlich wurde Middagsfrid jedoch schon im Jahr 2007, also 4 Jahre vor HelloFresh, gegründet und war damit der weltweit erste Konzern mit vorgeplanten Essenspaketen. Das Unternehmen liefert heute frische Bioprodukte in mehr als  300 Städte und Orte in Schweden. 

Ein Blick auf das Zahlenwerk zeigt schnell einen Umsatzverlauf, welcher, wie an der Schnur gezogen, Jahr für Jahr gesteigert wird. Während der Konzern im Jahr 2011 noch 34,79 Mrd. SEK eingenommen hat, waren es 10 Jahre später bereits 57,89 Mrd. SEK, bei einem Nettogewinn von 2,15 Mrd. SEK. Die kürzlich präsentierten Zahlen zum abgelaufenen Quartal bestätigen, dass sich dieser Trend wohl auch im laufendes Jahr fortsetzen wird. So konnten die Nettoerlöse im zweiten Quartal um 32,8 % auf 18,47 Mrd. SEK erhöht werden. Grund für die starke Performance war insbesondere die Discounterkette „Willys“, die in Zeiten von hoher Inflation von einem starken Kundenzufluss profitieren konnte. Auch das kürzlich erworbene Großhandelsunternehmen  „Bergendahls Food“ hat, zu einem höheren Absatzvolumen beigetragen. 

Es dürfte somit wenig überraschen, dass sich die Aktie von Axfood AB bereits wieder in Richtung Allzeithoch bewegt. Die Börse honoriert das kontinuierliche Wachstum, wie auch das zum Großteil krisenfeste Geschäftsmodell. Das zeigt auch der „Stabile Kurswachstum Score“ von 88,40 %. Insgesamt durften sich Aktionäre in der Vergangenheit so über mehr als 17 % jährliche Rendite freuen. Die Aktie bleibt auch in Zukunft weiterhin ein grundsolides Investment. 

Viele Grüße

Simon Betschinger

Tipp: Die 5 in diesem Artikel vorgestellten Aktien stammen aus dem Report "Dauerläufer-Aktien Europa". Tipp: 20 weitere Aktien-Reports stehen auf https://paper.traderfox.com zum Download bereit.