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IPO-RADAR - Moderna beflügelt Biotechnologienachfrage

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Zwei Themen beherrschten in den vergangenen zwei Wochen den IPO-Markt: Der Börsengang von Robinhood Markets und die Hausse bei den Biotechnologiewerten wie Moderna und Biontech. In beiden Bereichen zogen die schlagartig steigenden Aktienkurse nicht nur die Anleger in ihren Bann, sondern auch die US-Indizes Dow Jones und Nasdaq 100. Diese konnten wieder mit neuen Allzeithochs glänzen, was eine Seltenheit im statistisch sonst schwachen Börsenmonat August ist.

Ein Zeichen für die ungebrochene Zuversicht an der Börse ist zudem die wieder erwachte Freude an den SPAC-(Börsenmantel) Börsengängen, die insgesamt 17 von 38 IPOs ausmachten.

Unter den Branchen fielen neben den bekannt beliebten Bereichen Biotechnologie, Gesundheit und Software nunmehr jene der Finanzen und des Konsums als neue Mitspieler unter den Neulingen auf.

Die Mehrheit der Neuemissionen verzeichneten in ihrer ersten Börsenwoche Zuwächse zwischen 22% bis 95%, nur zwei Unternehmen verzeichneten Verluste von 9 bis 16%. Gewinner der Woche mit einem Plus von 95% war das Biotechnologieunternehmen Immuneenering (siehe nachstehende Beschreibung).

Online-Sprachenplattform Duolingo wächst schnell


Nicht erst seit Beginn der COVID-19-Pandemie ist Online-Lernen ein erfolgreicher Baustein im gesamten Bildungsangebot. Insbesondere durch die fortschreitende Globalisierung nimmt der Bedarf an individuell zu vermittelnden Sprachkenntnissen zu. Die 2011 in Philadelphia gegründete Online-Plattform Duolingo vermittelt genau diese Möglichkeit für ihre Nutzer.

Mit einem Angebot von mehr als 40 Sprachen gehört das Unternehmen zu einem der größten Anbieter auf dem US-Markt. Nach eigenen Angaben zählt Duolingo mehr als 40 Mio. aktive Nutzer auf seiner frei zugänglichen App. Vertriebskanäle sind vor allem die App-Stores von Google und Apple. Dort konnte man bisher mehr als 500 Mio. Downloads verzeichnen.

Zudem bietet man mit Duolingo Plus eine Bezahlt-Version ohne Werbung an, die zusätzliche Funktionen anbietet und den Nutzern einen schnelleren Lernerfolg sichern soll. 5% der Nutzer gehören bisher zu der zahlenden Kundschaft.

Umsatzsprung durch COVID-19


Bedingt durch die COVID-19-Pandemie gelang Duolingo im vergangenen Jahr ein starker Umsatzsprung um 128,5 % auf 161,7 Mio. USD. Die höhere Frequentierung der eigenen App führte zu zusätzlichen, nicht geplanten Investitionen, so dass der Verlust 2020 im Jahresvergleich von 13,5 Mio. USD auf 15,8 Mio. USD zulegte.

Nach einer Analyse von Grandview Research wird der globale Markt für Online-Bildung bis 2027 auf 21,7 Mrd. USD wachsen, was einem jährlichen Wachstum von 18,7% entspricht. Mit dem Erlös des Börsengangs soll daher das eigene Online-Angebot ausgebaut werden. Der Börsengang erlöste 521 Mio. USD, die Aktie liegt mit 31,80 % im Plus.

Grillspezialist Traeger mit beeindruckendem Debüt


Wenn die Freiluftsaison startet, nimmt unweigerlich auch das Angebot an Lebensmitteln in den Supermärkten zu, die im Grillmodus erst ihr unverwechselbares Aroma entfalten. Zu den Anbietern, mit denen sich Grillen zu einer wahren Wissenschaft entwickeln lässt, gehört der Spezialist Traeger.

Das 1985 gegründete und in Salt Lake City beheimatete Unternehmen ist auch international für seine hochwertigen Geräte bekannt, die vor allem auf Basis von Holzfeuer betrieben werden. Insgesamt bietet man vier unterschiedliche Serien an Geräten an und folgt auch den Trend nach mobilen Geräten, die vor allem von einer jungen Kundschaft nachgefragt werden.

Darüber hinaus können Kunden ihre Geräte über die Traeger-App im Einsatz kontrollieren, so dass die Kunden dadurch einen Zeitgewinn verbuchen können, da sie nicht ständig vor dem Gerät verbleiben müssen. Das Unternehmen versorgt seine Kunden zudem in der App mit Rezepten und Tipps, die kontinuierlich aktualisiert und ergänzt werden.

Turnaround im vergangenen Geschäftsjahr


Dieses Allround-Angebot hat vor allem in Lockdown-Zeiten die Aufmerksamkeit auf den Grillspezialisten gelenkt, so dass sich die Strategie im vergangenen Geschäftsjahr bezahlt gemacht hat. Der Umsatz legte 2020 um 50,2% auf 545,8 Mio. USD zu. Und aus einem Verlust von 29,7 Mio. USD wurde im vergangenen Jahr ein Nettogewinn von 30,9 Mio. USD.

Auch für 2021 zeichnet sich nach Meinung des Managements ein starkes „Grilljahr“ ab, die Umsätze liegen bereits jetzt um acht Prozent über Vorjahr. Das Unternehmen will daher vor allem in den Online-Vertrieb noch mehr investieren. Durch den Börsengang nahm das Unternehmen 424 Mio. USD ein, der Aktienkurs stieg in der ersten Börsenwoche um 62,2%.

Immuneering forscht mithilfe der Bioinformatik


In den USA existieren mittlerweile zu hunderten kleine Biotechnologie-Unternehmen, die sich der Krebsforschung und der Entwicklung hoch wirksamer Krebsmedikamente verschrieben haben. Nicht erst seit der COVID-19-Pandemie zeigen Anleger ein starkes Interesse für entsprechende Börsenkandidaten.

Das in Cambridge, Massachusetts beheimatete Unternehmen Immuneering nutzt die Bioinformatik, um die Arzneientwicklungsprozesse intensiver zu scannen und somit frühzeitig Fehlentwicklungen zu erkennen und zu korrigieren. Neben der Krebsforschung ist das Unternehmen zudem im Bereich der Alzheimermedikamentenentwicklung aktiv.

Aktuell hat Immuneering 9 Medikamente in der Pipeline, davon 7 im Krebsbereich und 2 in der Alzheimerforschung. Am weitesten entwickelt ist IMM-1-104, das gegen bereits stärker gewachsene Tumore Anwendung finden soll. Die Mutation will man mit dem Präparat aufhalten und den Tumor vernichten. Im ersten Quartal 2022 soll hierzu eine finale Testphase beginnen, die bis 2024 abgeschlossen sein soll.

Anleger halten Entwicklung für vielversprechend


2020 floss bekanntermaßen durch die COVID-19-Pandemie viel Geld in den Biotechnologiebereich. Davon profitierte auch Immuneering, denn der Umsatz legte mit +20,4% deutlich auf 2,3 Mio. USD zu. Naturgemäß stiegen allerdings auch die Investitionen stärker, so dass sich der Verlust von 7,7 Mio. USD auf 17 Mio. USD ausweitete.

Unbeeindruckt davon ist die Mehrzahl von Investoren und Anlegern vom langfristigen Erfolg der Bioinformatik überzeugt, was sich an der Kursnotiz aber auch den vorherigen Finanzierungsrunden ablesen lässt. Die Marktkapitalisierung beträgt mittlerweile 688 Mio. USD, nachdem der Aktienkurs seit dem Börsengang am 30. Juli um 88,2% zulegen konnte.

European Wax Center überzeugt in der Nische


Körperpflege ist nicht wirklich ein spezieller Trend, allerdings hat sich deren Umfang in den vergangenen Jahrzehnten deutlich verändert. Geschuldet ist dies sicher der höheren Bedeutung des täglichen Erscheinungsbildes in Form der sozialen Netzwerke. Das in Plano, Texas seit 2004 ansässige Franchiseunternehmen European Wax Center hat den Trend zur Körperenthaarung früh kultiviert.

Das Unternehmen führt die Enthaarung mittels der Wachstechnik durch und hat hierzu verschiedene Programme aufgelegt, die auch den Gesichtsbereich miteinschließen. Entgegen der alternativen Rasur wirbt EWC vor allem mit der Zeitersparnis durch die Wachsmethode und mit länger anhaltendem Effekt.

EWC hatte zum Ende des ersten Quartals 2021 rund 808 Standorte in 44. Bundestaaten. 803 davon werden als Franchise geführt. Vor dem Pandemiebeginn 2019 führte man 21 Mio. Wachsservices durch, die sich 2020 auf 13 Mio. reduzierten. 2021 zog die Nachfrage im Jahresverlauf wieder stärker an.

Wachstumslücke soll dieses Jahr geschlossen werden


Der nach eigenen Angaben größte und am Schnellsten wachsende Anbieter von Wachsdienstleistungen verlor wegen der Auswirkungen der COVID-19-Pandemie im vergangenen Jahr 33% seines Umsatzes auf 103,4 Mio. USD. Durch stärkere Sparmaßnahmen gelang es jedoch die Verluste zu begrenzen, so dass das Minus von 24,4 Mio. USD auf 21,5 Mio. USD sank.

Für das Geschäftsjahr 2021/22 rechnet das Management mit einer Rückkehr zu den Umsatzniveaus von 2019 und hohen zweistelligen Wachstumsraten. Die Aktie legte seit dem Börsengang am 5. August um 31,5% zu, die Marktkapitalisierung beträgt 1,4 Mrd. USD.

OUTLOOK


Nach der relativ starken, letzten Juliwoche mit dem Börsengang von Robinhood Marktes dünnt sich der IPO-Kalender in der 29. Kalenderwoche etwas aus. Zum Wochenbeginn hatten 5 Unternehmen ihre Erstnotiz angekündigt, aus der sich ein Gesamtvolumen von 230 Mio. USD errechnet. Zwei interessante Werte stellen wir Ihnen im Folgenden vor:

FinWise Bancorp debütiert an der Nasdaq


Börsengänge von konventionellen Banken gehören heutzutage zu exotischen Ereignissen, in Europa wären sich augenblicklich kaum denkbar. In den USA hingegen fällt auf, dass sich gerade auch in diesem Jahr einige kleine Banken auf den IPO-Listen finden.

Das in Murray, Utah seit 1999 ansässige Institut FinWise Bancorp beschreibt sich selbst als klassische Bank für Privatkunden und kleine mittelständische Unternehmen, die man mit Bankkonten, Krediten und konservativen Anlageprodukten versorgt. Obwohl die Bank sich selber als FinTech bezeichnet, wirbt man vor allem mit dem persönlichen Kundenkontakt bei Entscheidungen über Kredite und der Beratung der Geldanlage.

FinWise gehört zu den Banken, die sich in den vergangenen fünf Jahren nach einem Ranking von S&P Global Markets Intelligence am besten entwickelt hat. Insgesamt verwaltet man aktuell mehr als 3 Mrd. USD an Vermögenswerten.

Solides Wachstum dank Immobiliennachfrage


Die gute Entwicklung der vergangenen Jahre ist vor allem dem boomenden Immobilienmarkt rund um Salt Lake City geschuldet, an dem FinWise überdurchschnittlich durch seine Finanzierungen profitiert hat. Der Jahresumsatz stieg 2020 im Vergleich zu 2019 um 20,2 % auf 43,9 Mio. USD, der Nettogewinn kletterte im selben Zeitraum um 15,9% auf 11,2 Mio. USD.

Durch den Börsengang will sich die Bank zusätzliches Kapital beschaffen, um das regionale Wachstum weiter anzukurbeln und auch größere Finanzierungen abzusichern. Zudem will man weiter in die eigene Online-Infrastruktur investieren. Die außerbörsliche Bewertung liegt bei 172 Mio. USD.

Eliem Therapeutics hat schon Vielversprechendes in der Pipeline


Das Biotechnologie weiterhin stark im Fokus der Anleger steht, steht außer Frage. Während allerdings eine deutliche Mehrheit der Börsenkandidaten in der Krebsforschung tätig ist, beschäftigt sich Eliem Therapeutics mit Medikamenten zur Behandlung von Depressionen, ähnlichen Schmerzzuständen und anderen Nervenkrankheiten.

Aktuell hat Eliem zwei vielversprechende Medikamentenprogramme in der Entwicklung. Mit ETX-810 wird ein Präparat kreiert, das zur Behandlung chronischer Schmerzzustände eingesetzt werden soll. Hier geht man im nächsten Jahr von dem Erreichen einer Marktreife aus. ETX-155 soll zur Linderung schwerer, depressiver Störungen anwendbar sein, wird aber noch weitere klinische Studien benötigen, um zur Marktreife zu gelangen.

Zwar ist der Markt bei der Medikamentenentwicklung für Nervenkrankheiten mit Unternehmen wie Marinus Pharmaceuticals oder Compass Pathways bereits hart umkämpft, dennoch rechnet sich Eliem gute Chancen für seine Präparate aus. Nach einer Analystenstudie von Fortune Business Insights soll sich das globale Marktvolumen von derzeit 3,6 Mrd. USD bis 2026 auf rund 7 Mrd. USD verdoppeln.

Investitionen werden intensiviert


Naturgemäß generieren viele Biotechnologieunternehmen kaum oder noch gar keinen Umsatz. Auch Eliem kann aufgrund der noch nötigen Entwicklungs- und Forschungsarbeiten nicht mit Umsatzzahlen aufwarten. Der Verlust stieg allerdings 2020 gegenüber dem Vorjahr aufgrund höherer Investitionen für Forschungsausgaben von 7,4 Mio. USD auf 22,9 Mio. USD.

Mit dem Börsengang sollen rund 85,5Mio. USD an neuem Kapital erlöst werden, ein Großteil soll für Forschungsarbeiten für die beiden aussichtsreichen Medikamente eingesetzt werden. Die außerbörsliche Bewertung liegt bei 422 Mio. USD.


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