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Megatrend-Aktien, die Anleger in den nächsten 10 Jahren im Depot haben sollten

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Der US-Finanzdienstleister Morningstar hat für das kommende Jahrzehnt 5 wichtige Megatrends identifiziert. Passend dazu hat man Aktien herausgefiltert, die laut den zuständigen Analysten gut positioniert sind, um bis 2030 von diesen wichtigen Strömungen zu profitieren.

In Aktien zu investieren war laut Morningstar Mitarbeiterin Susan Dziubinski in diesem Jahr gelinde gesagt bisher eine stürmische Angelegenheit. Der US-Markt habe zu Beginn des Jahres erst neue Höchststände erreicht, sei dann durch die COVID-19-Sorgen aus der Bahn geworfen worden und habe sich dann mit schwindelerregender Geschwindigkeit wieder erholt.

Die weiter anhaltende Coronavirus-Pandemie, die auch deswegen vorherrschende wirtschaftliche Unsicherheit und die bevorstehende US-Präsidentschaftswahl dürften die Aktienanleger wahrscheinlich auf absehbare Zeit unverändert in Atem halten, schreibt Dziubinski in einem aktuellen Beitrag.

Auch angesichts dieser Ausgangslage stelle sich für Marktteilnehmer wieder einmal die Frage, wie das richtige Rezept für ein erfolgreiches Stockpicking in turbulenten Zeiten lautet? Bei Morningstar ist man laut Dziubinski der Meinung, dass der Schlüssel zum Erfolg ist, sich auf die Fundamentaldaten zu konzentrieren und langfristig zu investieren.

Während der jüngst abgehaltenen Morningstar-Investmentkonferenz 2020 habe ein hauseigenes Team Aktienanalysten den intern angewandten und auf Fundamentaldaten basierenden Ansatz auf eine Handvoll Anlagethemen an, die nach Einschätzung des US-Finanzdienstleisters voraussichtlich das Geschehen im nächsten Jahrzehnt dominieren werden. Und anknüpfend daran hat das Analystenteam die zu diesen Megatrends passenden besten Aktienideen vorgestellt.

Megatrend Nummer 1: Marihuana

Marihuana-Aktien hätten sich in den vergangenen Jahren zwar auf einer Achterbahnfahrt befunden, räumt Sektordirektor Kris Inton ein. Unbesehen davon sei aber im kommenden Jahrzehnt mit starken Veränderungen beim Cannabiskonsum zu rechnen. Diese Entwicklungen dürfte das Wachstum in dem Segment antreiben. Derzeit werde wird der legale US-Markt auf mehr als 10 Mrd. USD geschätzt. Bis 2030 dürfte dieses Volumen auf mehr als 80 Mrd. USD explodieren.

Antreiben dürfte dieses Wachstums laut Inton, dass wahrscheinlich weitere US- Bundesstaaten Tetrahydrocannabinol (THC, eine psychoaktive Substanz, die zu den Cannabinoiden zählt) legalisieren werden. Die Covid-19-Pandemie dürfte diesen Trend sogar noch beschleunigen, weil viele Bundesstaaten nach neuen Steuergeldern suchen, um Haushaltslücken zu schließen, sagt Inton. Zudem geht er davon aus, dass Konsumenten vom Schwarzmarkt auf den regulierten, legalen Markt wechseln werden, und dass einige Nicht-Konsumenten bei Legalität zu Konsumenten werden könnten.

„Der legale Markt ist auf ein massives Wachstum eingestellt, von dem alle Cannabisproduzenten profitieren werden", so Inton abschließend. Mehrere der von Morningstar abgedeckten Aktien von Cannabis-Herstellern hält man derzeit für unterbewertet. Wie die nachfolgende Tabelle zeigt, sind im 5-Sterne-Ranking von Morningstar die Anteilsscheine von Aphria mit der Bestnote von 5 Sternen ausgestattet.

 

Megatrend Nummer 2: 5G

Als zweiten Megatrend hat man bei Morningstar 5G und damit den neuen Mobilfunkstandard eingestuft. „"Wir betrachten 5G für Mobilfunkanbieter eher als evolutionär denn als revolutionär", erklärt dazu Sektordirektor Mike Hodel. Und weiter: „ Es ist zu erwarten, dass die Mobilfunkanbieter weiterhin in ihre Netzwerke investieren werden, um mit der Kundennachfrage Schritt zu halten und den Service zu verbessern.“

Die Morningstar-Analysten sind der Meinung, dass die Firmen, die am meisten von 5G profitieren werden, diejenigen sind, welche die Technologie nutzen können, um Innovationen voranzutreiben, wie zum Beispiel Anwendungsentwickler oder Medienunternehmen. Allerdings sei es schwierig, diese Unternehmen im Voraus zu identifizieren, räumt Hodel ein, denn viele davon werden wahrscheinlich erst in der Form von Neugründungen auftauchen.

Es würden vermutlich aber auch Unternehmen profitieren, die 5G-bezogene Dienste ermöglichen, darunter Halbleiterfirmen wie Skyworks, Qualcomm und Qorvo sowie Netzwerkausrüster wie die finnische Nokia. Der US-Fernsehsatellitenbetreiber Dish Network sei eher als eine spekulative Wetten von Interesse, sagt Hodel, da das Unternehmen plane, ein neues drahtloses Netzwerk aufzubauen. Und für diejenigen, die eine Auswahl unter den Mainstream-Carriern suchen, findet Morningstar Verizon grundsätzlich interessant, es wäre aber besser, wenn dieser Titel mit einer größeren Sicherheitsmarge ausgestattet wäre, als das aktuell der Fall ist. In der nachfolgenden Liste ist Nokia als einziger Wert mit einer überdurchschnittlichen Note von 4 Sternen im Morningstar-Ranking versehen.

 

Megatrend Nummer 3: Elektrofahrzeuge

Mit Blick auf den Autosektor prognostiziert Morningstar, dass eines von fünf weltweit verkauften Fahrzeugen im Jahr 2030 mit Strom betrieben werden wird, berichtet Senior Analyst Seth Goldstein. Die Verbreitung von Elektrofahrzeugen wird zunehmen, sobald diese Kosten- und Funktionsgleichheit mit Fahrzeugen mit Verbrennungsmotor erreichen, womit man intern im Jahr 2025 rechnet.

Diese Prognose hat folgende Konsequenzen: Auf der Kostenseite erwartet Morningstar, dass Elektrofahrzeuge bis 2025 billiger als die bisherigen Fahrzeuge werden, und zwar auf der Grundlage der Gesamtbetriebskosten, die den Kaufpreis, die Kosten für die Betankung (Gas gegenüber Strom) und die Wartung umfassen. In der Tat glaubt man sogar, dass die Elektrofahrzeige bis zu diesem Zeitpunkt ohne Subventionen weniger kostspielig sein werden, da es bis dahin billigere Batterien und einen größeren Produktionsumfang gebe, sagt Goldstein.

Was die Funktionalität betreffe, so geht der US-Finanzdienstleister davon aus, dass die mittlere Reichweite von Elektrofahrzeugen mit einer einzigen Ladung dank größerer und effizienterer Batterien mehr als 300 Meilen im Jahr 2025 betragen wird. Man geht auch von sinkenden Ladezeiten aus, da die Ladegeräte immer leistungsfähiger werden und sich die Anzahl der Ladestationen vervielfache, so die Schlussfolgerung von Goldstein.

Die nachfolgende Tabelle zeigt Investitionsmöglichkeiten in der gesamten Lieferkette, einschließlich Lithiumhersteller, Autozulieferer und Autohersteller.

 

Megatrend Nummer 4: Erneuerbare Energien

Erneuerbare Energien haben laut Morningstar die Chance, die Energielandschaft zu verändern und letztendlich die fossilen Brennstoffe zu ersetzen, sagt der Stratege Travis Miller. Man erwarte zwar nicht, dass die erneuerbaren Energien die fossilen Brennstoffe im nächsten Jahrzehnt vollständig verdrängen werden, aber man geht davon aus, dass der Anteil der erneuerbaren Energien an der Stromerzeugung bis 2030 auf 22 % steigen wird, was sich derzeit mit einem Anteil von 7 % bis 8% vergleiche.

Morningstar erwartet auch, dass eine Kombination aus dem Einkaufsverhalten von Unternehmen und einer staatlichen Politik zur Förderung erneuerbarer Energien das Wachstum ankurbelt. Die Analysten beim US-Finanzdienstleister denken, dass die Schätzungen für das Windwachstum übertrieben hoch sind und dass sich die Solarenergie als wichtigster Antreiber des Wandels erweisen wird.

Investoren könnten in dem Segment der erneuerbaren Energien auf 3 Wege Positionen aufbauen. Durch direkte Investitionen in Hersteller erneuerbarer Energien (wie First Solar), durch den Kauf von Unternehmen, die in die Infrastruktur zur Förderung erneuerbarer Energien investieren, wie etwa Edison International, oder durch den Kauf von Gesellschaften, die beides tun (NextEra Energy). Eine überdurchschnittlich gute Note hat Morningstar bei diesem Trio derzeit aber nur für Edison vergeben, wie die nachfolgende Tabelle zeigt.

 

Megatrend Nummer 5: Große Pharma-Konzerne / Biotech

Mit Blick auf die großen Pharmakonzern sowie den Bereich Biotechnologie ist laut Morningstar zu konstatieren, dass sich mehrere Paradigmenwechsel vollziehen, die es den Vertretern dieser beiden Bereich ermöglichen werden, ihre wirtschaftlichen Schutzgräben im nächsten Jahrzehnt aufrechtzuerhalten, so die Strategin Karen Andersen.

Diese potenziell begünstigten Unternehmen hätten ihren Schwerpunkt bei der Forschung & Entwicklung weg von der Primärversorgung und hin zu Nischenkrankheiten verlagert, wo die Arzneimittelhersteller eine starke Preisgestaltung für unbefriedigte Nachfrage aufrechterhalten können, sagt sie. Darüber hinaus könnten Fortschritte in der Immunonkologie, Zell- und Gentherapie die Behandlung von Krebs und seltenen Krankheiten verändern. Und dank der Bereitschaft der Aufsichtsbehörde FDA, innovative neue Medikamente rasch zuzulassen, schrumpfe die Entwicklungszeit für Medikamente, stellt sie außerdem fest.

Dennoch sei zu beachten, dass die Arzneimittelhersteller bei der Preisgestaltung und -politik weiterhin auch Gegenwind ausgesetzt seien. Unabhängig davon, wer im November das Weiße Haus gewinnt, erwartet man eine gewisse Änderung der Politik, sagt Andersen. Aber sie glaubt auch, dass jede Änderung nicht mehr als einen überschaubaren Einfluss von rund 2 % auf den Umsatz der Industrie haben wird. Außerdem geht sie davon aus, dass es künftig weniger Fälle geben wird, in denen die Preise für neue Medikamente deutlich über den Kosteneffektivitätsrichtlinien liegen. Insgesamt dürfte die anhaltende Innovation in der Pharma- und Biotechnologie Patentverluste und politischen Gegenwind jedoch mehr als ausgleichen.

Die Bestnote von 5 Sternen hat Morningstar für den Schweizer Pharmakonzern Roche vergeben. Mit guten 4 Sternen sind die Aktien des US-Pharmakonzerns Merck & Co. versehen sowie der US-Biotechkonzern Biogen.

 


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