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Payment Spezialist Square mit disruptivem Charakter: Kann sich der Börsenwert nochmals vervielfachen?

Aktienanalysen Michael Seibold 2.288 Leser

Liebe Leser,

der US-amerikanische Payment Spezialist Square mit seinem viereckigen Logo ist eine der größten Erfolgsstorys in den letzten Jahren. Das Unternehmen bietet Zahlungslösungen für lokale Geschäfte, das Investieren, Versenden von Geld sowie den Kauf von Kryptowährungen an. Der von Jack Dorsey (u.a. auch der Gründer von Twitter) gegründete Konzern kommt mittlerweile auf eine stolze Börsenbewertung von über 120 Mrd. US-Dollar. In den letzten vier Jahren konnte sich die Aktie bereits verzehnfachen.

Die entscheidende Frage stellt sich nun, ob eine weitere Vervielfachung realistisch ist. Die Nutzer-Zahlen der Cash-App von Square sind mittlerweile auf mehr als 40 Mio. monatliche Nutzer angestiegen, die im Durchschnitt jeweils über 15 Transaktionen pro Monat tätigen. Die Cash App ist bestrebt, mehr Zugang zu Geldanlagen zu verschaffen und das Verständnis darüber zu verbessern. Nahezu 4,5 Mio. Kunden hielten allein im zweiten Quartal eine Aktie oder einen ETF, das ist ein Anstieg um mehr als das Dreifache gegenüber dem Vorjahr.

 

Quelle: Wachstums-Check im Aktien-Terminal von TraderFox

Zukauf eines australischen Unternehmens

Der operative Erfolg hatte bisher primär in den USA seinen festen Platz. Das Geschäftsmodell zu internationalisieren ist ein wichtiger Schritt, um weiter langfristig markschlagende Renditen zu erzielen. Das Management gab in der letzten Woche einen interessanten Zukauf bekannt. Für rund 29 Mrd. US-Dollar möchte der US-amerikanische Zahlungsdienstleister das australische Unternehmen Afterpay übernehmen. Die Transaktion soll komplett durch die Ausgabe neuer Aktien finanziert werden. Auch Afterpay kann mit seiner Kauf-Jetzt-Bezahl-Später-Lösung mit über 100.000 Händlern auf ein starkes Ökosystem zugreifen. Rund 16 Mio. Verbraucher nutzen diesen Service. Durch die Integration in die Cash-App von Square können sich einige Synergien entwickeln, wovon der Konzern langfristig profitiert. Die Hauptkundengruppe von Afterpay ist wie bei Square die Gruppe der Millennials.

Der „Pay later“-Service von Afterpay ermöglicht Kunden, ein Produkt sofort zu kaufen und später mit vier gleichen Rückzahlungen zu bezahlen. Auch wenn die Rückzahlungen zinslos sind, so werden bei Nichtbegleichung nach zwei Wochen Verzugszinsen fällig. Mit einem Jahresumsatz für das Jahr 2021 von rund 690 Mio. USD ist die Bewertung natürlich mehr als sportlich. Das Kurs-Umsatz-Verhältnis von Afterpay beträgt damit mehr als 40. Mit dem Zukauf ergibt sich für die Investoren eine daraus resultierende Verwässerung des Aktienkurses. Die Wachstumsgeschichte dürfte sich dafür mehr als fortsetzen. Square kann damit überproportional profitieren.



Ein Blick auf die aktuellen Quartalszahlen

Das zweite Quartal 2021 war von einem starken Wachstum geprägt. Der Bruttogewinn stieg im Jahresvergleich um 91 Prozent auf 1,14 Mrd. US-Dollar. Das Cash-App-Ökosystem konnte seinen Bruttogewinn sogar um 94 Prozent auf 546 Mio. US-Dollar steigern. Der Gesamtumsatz belief sich auf 4,68 Mrd. US-Dollar, einer Steigerung von 143 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Ohne Berücksichtigung der Bitcoin-Einnahmen betrug der Umsatz rund 1,96 Mrd. US-Dollar, was einem Anstieg von 87 Prozent gegenüber dem Vorjahr entspricht.

 

Quelle: Investor relations Q2 2021 Shareholder Letter

Das Ökosystem von Square

Das Logo von Square widerspiegelt das erste Produkt des Unternehmens. Der sogenannte Square Reader, ein kleines, quadratisches Gerät, kann Kreditkartenzahlungen abwickeln, indem es einfach nur in einen 3,5 mm Klinkenstecker gesteckt werden muss. Dies war der Ursprung des Seller-Ökosystems.

 

Quelle: Unternehmenshomepage von Square

Wir haben es grundsätzlich mit zwei Ökosystemen bei Square zu tun. Der blaue Teil entspricht dem Seller-Ökosystem, der gründe Teil wird der Cash App zugerechnet. Das Seller-Ökosystem bietet Unternehmen eine komplette Lösung für ihre Zahlungsabwicklung. Hardware, Software, Payment und Daten sind vollständig perfekt miteinander vernetzt. Die Cash App, die im Jahr 2013 eingeführt wurde, ermöglicht Geldtransfers zwischen Privatpersonen und Unternehmen, ähnlich zu PayPal. Überdies ermöglicht die Cash App seinen Nutzern das Investieren in Aktien, P2P-Krediten oder auch in Kryptowährungen.

Besonders spannend finde ich die neueste Innovation von Square. Mit Square Banking sollen Zahlungen und Bankprodukte nahtlos zusammenarbeiten und Verkäufern eine robuste Lösung zur Verwaltung des Cashflows angeboten werden.




„Kleine Unternehmen sind der Herzschlag unserer Gemeinden und unserer Wirtschaft. Square hat sich von Anfang an darauf konzentriert, einfach zu bedienende Tools und Services zu entwickeln, die es Unternehmern ermöglichen, zu ihren eigenen Bedingungen erfolgreich zu sein“, sagte Christina Riechers, Head of Product bei Square Banking. „In der Vergangenheit mussten kleine Unternehmen mit zahlreichen Hürden kämpfen, wenn sie versuchten, auf wichtige Finanzdienstleistungen zuzugreifen, die größeren Unternehmen oft leicht zugänglich sind. Mit Square Banking haben wir das Finanzsystem für Kleinunternehmer mit ihrem Cashflow-Bedarf im Mittelpunkt neu erfunden. Wir führen faire, zugängliche Finanzdienstleistungen ein, die direkt mit den Zahlungen unserer Verkäufer verbunden sind und ihnen helfen, sofortigen Zugriff auf ihre Verkäufe zu erhalten, ihre Ersparnisse zu automatisieren und personalisierte Finanzierungsangebote zu erhalten.“


Square Banking besteht aus zwei neuen Einlagenkonten, Square Savings und Square Checking sowie Square Loans, bei dem es um personalisierte Finanzierung auf Basis des Umsatzes und nicht aufgrund der Kredithistorie geht.

Square Savings bietet Kleinunternehmern die Möglichkeit, automatisiert Barreserven aufzubauen oder noch weiter aufzubauen. Damit können Verkäufer mühelos einen gewissen Prozentsatz jedes von ihnen getätigten Square-Verkaufs sparen. Auch können diese dann noch in bestimmte Prioritäten aufgeteilt werden. Zudem bieten diese FDIC-versicherten Konten eine jährliche Rendite von 0,5 Prozent.

Mit Square Checking können Verkäufer ihr Geld sofort mit ihrer Square-Debitkarte ausgeben, oder aber auch mit neuen Konto- und Routingnummern senden und empfangen. Es gibt kein Kontominimum, keine Überziehungsgebühren oder wiederkehrende Gebühren. Zwischen Square Savings- und Square Checking-Konten können problemlos kostenlos Gelder hin und her transferiert werden.

Das ehemals Square Capital wird zukünftig Square Loans heißen. Hier geht es um Kleinunternehmenskrediten und Darlehen aus dem Gehaltsscheck-Schutzprogramm. Bisher wurden mehr als 9 Mrd. US-Dollar vergeben. Dieser Bereich hat großes Potenzial, da es für kleinere Unternehmen noch großen Bedarf gibt, ihren Kreditbedarf zu decken. Square Loans bietet Verkäufern weiterhin Kredite an, die automatisch durch einen Prozentsatz ihrer täglichen Square-Verkäufe zurückgezahlt werden können. Bald können Verkäufer auch sofort von ihrem Square-Girokonto auf ihren Square Loan zugreifen, sobald sie für einen Kredit genehmigt wurden.



Einnahmequellen von Square

Über die Lösungen im Seller-Bereich sowie in der Cash-App verdient Square Transaktionskosten, auch gibt es in den Bereichen noch Extra-Services wie z.B. Rechtemanagement oder Reporting usw. Durch das Versenden von Bitcoin werden zwar hohe Umsätze erzielt, hier erzielt man kaum einen Gewinn. Außerdem wird noch ein kleiner Anteil am Hardwareverkauf erlöst.

 

Quelle: Investor relations Q2 2021 Shareholder Letter

Aufgrund der stark steigenden Bitcoin-Umsätze sollten Anleger besser auf den Bruttogewinn schauen, da dies besser die Analyse einschätzen kann. Beim Bruttogewinn wird zwischen transaktionsbasierten und Abo- und Service-Umsätzen unterschieden. Diese beiden Sparten sind derzeit ziemlich gleich hoch gewichtet. Der Bitcoin-Handel dient mehr als Mittel zur Kundenakquise. Der Großteil des Umsatzes wird aktuell in den USA erzielt (98 Prozent).

Square hat wiederkehrende Umsätze mit einem starken Netzwerkeffekt, v.a. in der Cash-App. Das Geschäftsmodell lässt stark skalieren und Square immer effizienter arbeiten. Das Unternehmen gehört absolut zu den Wachstumsunternehmen mit einer hohen Innovationsgeschwindigkeit. Das durchschnittliche Gewinnwachstum in den nächsten drei Jahren soll bei rund 65 Prozent liegen.

Die Bewertung aktuell mit einem KGV 2021 von 365 ist dennoch sportlich. Bis 2023 soll das KGV auf knapp über 100 absinken. Square schafft es aktuell, sein Wachstum vom Kapitalmarkt finanzieren zu lassen. Die Kundenzufriedenheit bei Square ist groß. Square hat meiner Meinung nach auf Sicht von 10 Jahren das Potenzial, seinen Börsenwert deutlich zu steigern, allerdings denke ich auch, dass aufgrund der momentan hohen Bewertung erst einmal ein wenig Luft beim Aktienkurs herausgelassen werden muss, bevor es weiter aufwärts geht.

Liebe Anleger, liebe Trader,

ich wünsche Ihnen noch viele erfolgreiche Investments.

Bis zur nächsten spannenden Story,

Michael Seibold

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Bildherkunft: https://unsplash.com/photos/fMntI8HAAB8