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ROUNDUP 2: Siemens Energy sieht weiteres Übergangsjahr - Windkraft im Fokus


(neu: Aussagen aus der Bilanzpressekonferenz, Aktienkurs, Analysten)

MÜNCHEN (dpa-AFX) - Hohe Verluste bei der Windkrafttochter Siemens Gamesa sowie Belastungen im Zusammenhang mit dem Rückzug aus Russland haben den Energietechnikkonzern Siemens Energy im vergangenen Jahr tiefer in die roten Zahlen rutschen lassen. Daher sollen Aktionäre keine Dividende erhalten, nachdem es zuvor noch 10 Cent je Aktie gegeben hatte. Für das neue Geschäftsjahr erwartet das Management um Konzernchef Christian Bruch eine Verbesserung der Geschäftsentwicklung, auch wenn unter dem Strich weiter ein Verlust stehen dürfte. Schwarze Zahlen sieht Bruch erst im darauffolgenden Geschäftsjahr.

Die Aktie setzte ihren Höhenflug der vergangenen Wochen am Mittwoch dennoch fort. Sie stieg am Vormittag um mehr als fünf Prozent. Damit kommt das Papier in den vergangenen vier Wochen auf ein Plus von rund 40 Prozent. Analysten lobten ein gutes viertes Quartal zum Abschluss des Geschäftsjahres, die robuste Auftragslage sowie den starken Mittelzufluss. Simon Toennessen vom Analysehaus Jefferies bezeichnete zudem den Umsatz- und Margenausblick als positiv. Dennoch bleibt auch hier die Bilanz tiefrot, so steht in diesem Jahr immer noch ein Wertverlust der Aktie von mehr als 30 Prozent zu Buche.

Im vergangenen Geschäftsjahr (per Ende September) erhöhte sich der Verlust nach Steuern um 15,5 Prozent auf 647 Millionen Euro, wie das Unternehmen in München mitteilte. Der Umsatz legte hingegen um 1,8 Prozent auf knapp 29 Milliarden Euro zu. Auf vergleichbarer Basis, welche Währungs- und Portfolioeffekte ausklammert, stand jedoch ein Minus von 2,5 Prozent zu Buche.

Mehrfach hatte Siemens Energy seine Prognose für das vergangene Geschäftsjahr gesenkt. Ein großes Ärgernis ist die anhaltende Schwäche im Windkraftgeschäft. Hohe Kosten, Lieferkettenengpässe, Projektverschiebungen, Qualitätsmängel bei älteren Anlagen sowie hausgemachte Probleme mit der neuen Landturbine 5.X verhagelten Gamesa die Bilanz.

Um die seit Jahren anhaltenden Probleme endlich in den Griff zu kriegen, will Siemens Energy nun die restlichen Anteile an der in Spanien börsennotierten Tochter übernehmen, an der sie bereits zwei Drittel hält. Nach der Freigabe der spanischen Börsenaufsicht hat die bis kurz vor Weihnachten laufende Angebotsfrist begonnen. Ziel ist es, Gamesa von der Börse zu nehmen. Die Integration von Gamesa stehe "nun im Fokus", erklärte Bruch auf der Bilanzpressekonferenz. Der Manager verteidigte dabei die vier Milliarden Euro schwere Komplettübernahme. "Entweder ist man von einem Geschäft überzeugt, dann hält man 100 Prozent oder man ist nicht überzeugt, dann hält man null Prozent."

Energy hat bei Gamesa inzwischen viel Zeit verloren. Mehrere Restrukturierungsprogramme verpufften. Konzernchef Jochen Eickholt, der im Februar von Siemens Energy an die Spitze von Gamesa wechselte, kritisierte bei der Vorlage der Jahresbilanz am vergangenen Donnerstag seinerseits, dass es beim Zusammenschluss zwischen dem Windkraftgeschäft von Siemens mit dem spanischen Konkurrenten Gamesa 2017 "nie wirklich zu einer Integration gekommen" sei. Problematisch ist dabei insbesondere das Geschäft mit den Landturbinen.

Dennoch steht eine Trennung von dem sogenannten Onshore-Geschäft und die Konzentration auf die renditeträchtigen Meeresturbinen Bruch zufolge nicht zur Debatte. Beides gehöre zusammen. Bruch verwies zudem auf das am Onshore-Geschäft hängende stabile Servicegeschäft.

Ein weiteres Sanierungsprogramm soll nun das Übel an der Wurzel packen. Aus der angestrebten Vereinheitlichung der Organisation, der Bereiche und Technologien erhofft sich Siemens Gamesa erhebliche Synergien. Bis diese wirken, dürfte es jedoch noch etwas dauern. Eickholt hat seinerseits bereits ein weiteres "Übergangsjahr" angekündigt.

Bei der Energietechniksparte Gas and Power hingegen, welches Siemens Energy vor einiger Zeit zur Verbesserung der Wettbewerbsfähigkeit aufgelegt hatte, trägt das laufende Restrukturierungsprogramm Früchte. Zwar belastete der millionenschwere Rückzug aus Russland, der im Oktober weitgehend abgeschlossen wurde, dies konnte jedoch mehr als ausgeglichen werden. Das bereinigte Ebita wurde deutlich verbessert. Auch der freie Mittelzufluss (Free Cashflow) konnte erheblich zulegen.

Dabei verzeichnete Siemens Energy insgesamt einen robusten Jahresabschluss und erzielte im vierten Quartal einen Gewinn nach Steuern von 378 Millionen Euro, nach einem Verlust 383 Millionen Euro im Vorjahresquartal. Dabei profitierte der Konzern nicht nur von den steigenden Ergebnissen bei Gas and Power, sondern auch von Gewinnen aus dem Verkauf von Windkraftprojekten in Südeuropa bei Gamesa.

Für das neue Geschäftsjahr erwartet Siemens Energy eine verbesserte Entwicklung, befindet sich aber Bruch zufolge noch weiter in der Transformation. So soll der Umsatz nach dem Rückgang im Vorjahr 2022/23 auf vergleichbarer Basis um drei bis sieben Prozent zulegen. Dabei sitzt der Konzern auf einem Auftragsbestand von mehr als 97 Milliarden Euro, wobei dieser insbesondere von GP getrieben wird. Die bereinigte Ergebnismarge dürfte zwei bis vier Prozent betragen. Dazu geht Siemens Energy von einer deutlichen Verringerung der Verluste nach Steuern aus. Schwarze Zahlen strebt Bruch dann für das darauffolgende Geschäftsjahr 2024 an.

Der freie Mittelzufluss dürfte sich jedoch deutlich verschlechtern, schätzt das Management. Hier wird ein Abfluss vor Steuern im niedrigen bis mittleren dreistelligen Bereich erwartet, nach einem Zufluss von 1,5 Milliarden Euro im Vorjahr. Dies steht auch im Zusammenhang mit der geplanten Übernahme und Integration von Siemens Gamesa./nas/he/mne/jha/