Portfoliocheck: Bill Ackman sorgt jetzt mit Nike für Bewegung in seinem Depot
Bill Ackman gründete 2004 seinen Hedge-Fonds Pershing Square Capital Management, und zwar mit 54 Mio. USD Startkapital, die größtenteils aus seiner eigenen Tasche stammten. Er ist ein aktivistischer Investor und kauft Stammaktien börsennotierter Unternehmen, um anschließend das Management öffentlichkeitswirksam zu Änderungen zu drängen, damit der Markt den wahren Wert der Unternehmen erkennen kann. Ackman kauft Aktien, die mit einem Abschlag auf diesen fairen Wert gehandelt werden, und verkauft sie, wenn die Unternehmen diesen Wert erreicht haben.
Viele Jahre lang galt er als aufstrebender Superstar der Branche, doch dann verhob er sich gewaltig. Er kaufte sich im großen Stil bei der kanadischen Valeant Pharmaceuticals ein, die patentgeschützte Wirkstoffe in Nischenbereichen mit sehr geringem Wettbewerb aufkaufte. Ackman bezeichnete das Unternehmen als das Berkshire Hathaway der Pharmabranche, doch das Geschäftsmodell entpuppte sich zu einem erheblichen Teil als kreditfinanziertes Schneeballsystem und der Kurs implodierte. Ackman kaufte weiter und hielt an seiner Meinung fest, selbst als er und seine Investoren Milliarden verloren. Am Ende gab er auf und stieß seine Valeant-Aktien mit großem Verlust ab. Fast noch schwerer wog sein Ruf, der unwiederbringlich beschädigt zu sein schien.
Doch Ackman gelang die Widerauferstehung und die Rückkehr in die Erfolgsspur. Legendär ist seine milliardenschwere Wette gegen die Börsen während des Corona-Absturzes und das rechtzeitige Wechseln auf die Gegenseite, bevor die starke Kurserholung einsetzte.
Ackmans Investmentphilosophie
Auch heute noch mischt er sich öffentlich in die Unternehmensentwicklung ein, kritisiert lautstark sowohl Management als auch andere Investoren. Bill Ackmans aktivistische Attacken sind aber kein Selbstzweck. Er versucht auf diese Art, der Aufdeckung versteckter Werte einen Schub zu verleihen. Ackman erkennt aber durchaus auch die Schwäche dieses Ansatzes.
„Wenn man eine Investitionsthese öffentlich vertritt, kann es schwieriger sein, seine Meinung zu ändern, da der menschliche Verstand dazu neigt, Daten zu ignorieren, die nicht mit einer fest verankerten Meinung übereinstimmen.“(Bill Ackman)
Deshalb hat er weitere Strategien entwickelt. Ackman kauft sich auch in großartige Unternehmen ein, die über solide Cashflows und einen enormen ökonomischen Burggraben verfügen, um an deren Wertschöpfung zu profitieren.
Dabei fokussiert er sich auf einige wenige Unternehmen und setzt auf diese dann große Summen. Hierbei folgt er Investmentlegenden wie Warren Buffett und Charlie Munger.
„Die meisten Anleger diversifizieren zu viel, weil sie zu faul sind und sich nicht ausreichend mit ihren Unternehmen beschäftigen. Wenn sie 200 Positionen haben, können sie kaum wissen, was in einem dieser Unternehmen im Moment vor sich geht.“(Bill Ackman, 2023)
Und er folgt ihnen auch in einem weiteren Investmentprinzip: dem Buy & Hold. Er kauft Aktien als Unternehmensanteile in der Absicht, möglichst lange von ihrer Wertschöpfung zu profitieren. Dabei hält er die Aktien auch über makroökonomisch basierte Wirtschaftsschwankungen hinweg und sichert sein Depot wenn nötig lieber durch Derivate ab.
„Kurzfristige Markt- und Wirtschaftsprognosen sind überwiegend unsinnig. Unsere Investitionsstrategie macht die Notwendigkeit, sich auf kurzfristige Markt- oder Wirtschaftseinschätzungen zu verlassen, weitgehend irrelevant.“(Bill Ackman)
Doch Ackman hält nicht sklavisch an Aktienpositionen fest. Wenn er meint, sich geirrt zu haben, realisiert er seine Verluste schnellstmöglich und konsequent. Das ist vermutlich die größte Lehre, die er aus seinem Valeant-Debakel gezogen hat. Ein weiterer Starinvestor mag ihm hierbei als Vorbild gedient haben: George Soros.
„Sobald du feststellst, dass du falsch liegst, musst du deine Position verkaufen. Begründe nicht intellektuell, warum du sie halten solltest. Es wird dich emotional auslaugen. Einfach verkaufen. Überleben geht vor. Nichts anderes ist wichtig. Märkte interessieren sich einfach nicht für deinen Kaufpreis.“(George Soros)
Top Käufe und Verkäufe im 2. Quartal 2024
Schauen wir uns nun Bill Ackmans Transaktionen an. Am Ende des Quartals hielt er acht bzw. neun Positionen, darunter zwei Neuerwerbungen. Der Wert seines Aktiendepots blieb mit 10,4 Mrd. USD relativ konstant und seine Turnoverrate betrug 5 %.
Bill Ackman hat bei einigen Positionen Teilverkäufe vorgenommen, um sich die nötigen Mittel für seine zwei Neuerwerbungen zu besorgen.
Am stärksten traf es Chipotle Mexican Grill, wo er mehr als ein Fünftel seiner Position verkaufte. Die erfolgsverwöhnte Fastfood-Kette hat kürzlich ihren Chef Brian Niccol verloren, der das Ruder beim kriselnden Wettbewerber Starbucks übernommen hat. Chipotle hatte selbst 2015 und 2016 mit dem Rücken zur Wand gestanden, als mehrere Ausbrüche von lebensmittelbedingten Krankheiten, darunter E. coli und Norovirus, zu einem massiven Vertrauensverlust in die Marke und zu einem erheblichen Rückgang der Kundenzahlen führten. Nachdem die beiden Co-CEOs Moran und Ells zurückgetreten waren, übernahm Anfang 2018 Brian Niccol als alleiniger CEO, nachdem er zuvor erfolgreich Taco Bell geführt hatte. Unter seiner Regie wurden die Probleme gelöst, die Qualitätsmissstände ausgeräumt, die Kunden kehrten zurück und aus dem einstigen Erfolgspfad wurde eine Autobahn: Während seiner Amtszeit hat Niccol den Umsatz von Chipotle annähernd verdoppelt und den Gewinn versiebenfacht. Des Weiteren hat er die Löhne erhöht, die Sozialleistungen ausgebaut und die Unternehmenskultur gestärkt – und die Aktionäre rundum glücklich gemacht, denn der Aktienkurs legte um 800 % zu. Nicht Geringeres erhofft man sich nun bei Starbucks von ihm. Chipotle-Chief Operating Officer Scott Boatwright wurde zum Interimschef ernannt, während man auf der Suche nach einer dauerhaften CEO-Lösung ist.
Bei der Google-Mutter Alphabet verkaufte Ackman ebenfalls ein ordentliches Paket seiner Anteile, sowohl von den A-Aktien wie auch den C-Aktien. Hier war Anfang 2023 eingestiegen und verbuchte seitdem starke Kursgewinne.
Bei Hilton Worldwide, Restaurant Brands und der Eisenbahngesellschaft Canadian Pacific Kansas City hielten sich seine Teilverkäufe in sehr engen Grenzen.
Das vereinnahmte Geld investierte er in einen der weltweit führenden Alternativen Asset Manager: die kanadische Brookfield Corp. investiert in Unternehmen, Infrastruktur und Immobilien – allesamt Bereiche, die in den letzten beiden Jahren vor einigen Herausforderungen standen und auch durch das deutlich erhöhte Zinsniveau belastet werden. Einerseits kostet Fremdkapital für Investitionen mehr Geld, andererseits wirbt Brookfield Investorengelder zum Investieren ein – und hier bieten sich bei 5 % Verzinsung auf US-Staatsanleihen durchaus attraktive Alternativen. Dennoch schaffte es Brookfield, weiter mehr frisches Geld einzuwerben, als man an seine früheren Investoren zurückzahlen musste, und toppte kürzlich die Marke von 1 Bio. USD bei den Assets under Management. Der positive Saldo ist ein Erfolg, weil diese AuM die Basis für Brookfields Einnahmen sind, also Managementprovisionen und/oder erfolgsabhängige Gewinnbeteiligungen. Die Zinswende in den USA wird die Situation für Brookfield weiter entspannen und größere Verdienstmöglichkeiten mit sich bringen. Insbesondere der Immobilienmarkt, wo Brookfield traditionell stark engagiert ist, dürfte von niedrigeren Zinsen deutlich profitieren. Des Weiteren boomt der Bereich 'Private Credit', worunter alle Finanzierungen zusammengefasst werden, die nicht von klassischen Banken vergeben werden. Und die Aussicht auf leichtere und größere Merger & Acquisition-Aktivitäten unter einem Präsidenten Trump verbessern die Zukunftsaussichten zusätzlich.
Unter gänzlich anderen Vorzeichen steht Ackmans Engagement beim führenden Sportartikelhersteller Nike, denn hier ist der Erfolgsfaden gerissen und das Unternehmen muss sich unter neuer Führung einer ganzen Reihe von Problemfeldern widmen. Zu Spitzenzeiten wurde die Marke Nike mit mehr als 31 Mrd. USD bewertet und stellte damit sogar das Luxuslabel Louis Vuitton in den Schatten. Beide Unternehmen sind inzwischen jedoch in die Defensive geraten, weil hohe Inflationsraten und ein Nachfrageschwund in Asien den globalen Konsum belasten. Auch die Nike-Aktie hat deutlich korrigiert und knapp die Hälfte an Wert eingebüßt. Ganz wesentlich dazu beigetragen haben auch eklatante Managementfehler.
Der weltweit führende Sportartikelhersteller erwirtschaftet rund 65 % seines Umsatzes mit Sportschuhen sowie 27 % mit Bekleidung. Seine Markenstärke wollte er maximal ausnutzen und verbannte seine Produkte von Plattformen wie Amazon und Zalando. Stattdessen setzte man komplett auf das Direct-to-Consumer-Modell (D2C) und vertreibt seine Produkte überwiegend über ein Netzwerk aus eigenen Einzelhandelsgeschäften, digitalen Plattformen sowie unabhängigen Händlern, Lizenznehmern und Vertriebspartnern. Zudem hat man mit Nike Direct einen eigenen Vertriebskanal und somit eine besonders effiziente Kundenbindung geschaffen. So können Trends durch direktes Feedback frühzeitig erkannt werden und über die zahlreichen Stores sichert sich der Sportgigant eine Präsenz im Alltagsleben seiner Kunden. Doch in der Praxis sorgt genau dies für enorme Probleme, denn die Strahlkraft der Marke Nike nimmt ab und Käufer suchen nach günstigen Alternativen – auf freien Plattformen, wo Nike nicht (mehr) präsent ist.
Quelle: Qualitäts-Check TraderFox
Die Konzentration auf den Direktvertrieb über Nikes eigene Einzelhandelsgeschäfte und Website (Nike Direct) sowie E-Commerce-Plattformen und mobile Apps (Nike Digital) erwies sich als Irrweg. Nike schockte daher die Märkte mit der Senkung der Jahresprognosen. Nun rechnet man für das 1. Geschäftsquartal 2025 mit einem Umsatzrückgang von 10 % und für das gesamte Geschäftsjahr 2025 wird sogar ein Rückgang im mittleren einstelligen bis zweistelligen Prozentbereich erwartet. Zudem ist CEO John Donahoe zurücktreten und Elliott Hill hat die Führung des Unternehmens übernommen. Damit setzt Nike wieder auf einen Branchenkenner und beendet das erfolglose Experiment mit Donahoe, der zuvor schon mit Ebay ein Erfolgsunternehmen aus dem Tritt gebracht hatte.
Ob sich Nike wieder fängt und in die Erfolgsspur zurückfindet, ist offen. Der neue CEO steht vor einer gewaltigen Aufgabe und wird Zeit benötigen. Ob Bill Ackman sie ihm als Aktionär geben wird, bleibt abzuwarten. In ein paar Tagen mit Vorlage seines 13F für das 3. Quartal wissen wir, ob er seine Position weiter aufgestockt oder wieder abgestoßen hat.
Top-Positionen am Ende des 2. Quartals 2024
Mit einem Anteil von 53,9 % dominieren weiterhin die zyklischen Konsumwerte in Ackmans Depot. Ihnen folgt der Kommunikationssektor mit 20,3 % vor Immobilienwerten mit 11,7 % und Industriewerten mit 11,3 %. Neu hinzugekommen ist der Finanzsektor mit 2,7 %, der alleine von Brookfield repräsentiert wird.
Alphabet bleibt mit gut 20 % Gewichtung Ackmanns Depotspitzenreiter – zumindest, wenn man die beiden Aktiengattungen zusammenzählt. Dahinter folgt nun Hilton Worldwide als zweitgrößte Depotposition. Es ist bereits der zweite Auftritt des Hotelbetreibers in Ackmans Portfolio. Ursprünglich wurde Hilton im 3. Quartal 2016 erworben und bereits nach einem Jahr wieder veräußert. Sie wurde dann erneut im Oktober 2018 ins Depot genommen und seitdem unter Schwankungen weiter ausgebaut. Den Wiedereinstieg 2018 erklärte Ackman damit, dass die Position im Vergleich zum vorherigen Kauf zu einer besseren Bewertung erworben worden sei, da sich die Geschäftsstruktur nach der Abspaltung von Park Hotels & Resorts und Hilton Grand Vacations Anfang 2017 in ein kapitalschonendes Modell gewandelt habe. Hilton sei ein qualitativ hochwertiges Unternehmen mit geringen Vermögenswerten und hohen Margen, das über ein erhebliches langfristiges Wachstumspotenzial verfüge, schrieb Ackman seinen Investoren. In den letzten Jahren habe das Management bemerkenswerte Arbeit geleistet, um durch die Coronapandemie zu navigieren.
In der 1. Jahreshälfte 2024 erzielte Hilton ein starkes Umsatzwachstum, und die kurzfristigen Trends in der Branche sind weiterhin positiv, mit einem anhaltend starken internationalen Wachstum, einer verbesserten Nachfrage von Geschäftsreisenden und einer extrem robusten Gruppennachfrage. Ackman zeigt sich überzeugt, dass die Entwicklung sich im 3. Quartal weiter beschleunigt haben dürfte. Mittelfristig solle die Kombination aus einer ausgezeichneten Kostenkontrolle, hohen Margen und einem umfangreichen Kapitalrückführungsprogramm Hilton ein robustes Gewinnwachstum im mittleren bis hohen Zehnerbereich ermöglichen.
Dank des größeren Teilverkaufs hat Chipotle seinen Spitzenplatz in Ackmans Depot eingebüßt und rangiert mit einer Gewichtung von 17,3 % nur noch knapp vor Restaurant Brands, die es auf 15,6 % bringen. Deren beiden größten Marken erzielten im 2. Quartal beeindruckende Ergebnisse. Der Umsatz von Tim Hortons wuchs in Kanada um fast 5 % und übertraf damit alle Wettbewerber und die gesamte Branche. Diese starken Ergebnisse sind auf die mehrjährigen Investitionen zurückzuführen, die das Unternehmen in die Erweiterung seiner Lebensmittelplattform und den Ausbau seiner Führungsposition bei kalten Getränken getätigt hat. Burger King meldete einen Umsatzanstieg von mehr als 2 % auf gleicher Fläche. Dabei übertreffe Burger King Marktführer McDonald's auf Ein-Jahres-Basis und im Vergleich zum Niveau vor der Pnademie, zeigte sich Ackman begeistert. Der Erfolg auf den internationalen Märkten sei dabei eine Blaupause für den laufenden Turnaround in den USA, wo sich das Unternehmen auf die Modernisierung seiner Filialen und das Wachstum seines digitalen Geschäfts konzentriere. Trotz der starken Leistung seiner größten Marken, des beständigen Wachstums des Betriebsgewinns und eines Geschäftsmodells, das in einem rezessiven Umfeld von Vorteil sei, werde das Unternehmen noch immer mit einem erheblichen Abschlag gegenüber seinen Konkurrenten gehandelt, erklärte Ackman. In dem Maße, in dem das Unternehmen zu seinem historischen Wachstum im mittleren einstelligen Bereich zurückkehre und bei jeder seiner Marken eine konstante Leistung erbringe, sollte der Aktienkurs die sich verbessernden Fundamentaldaten des Unternehmens besser widerspiegeln, zeigt er sich überzeugt.
Canadian Pacific Kansas City ist mit einer Gewichtung von 11,3 % eine mittelgroße Beteiligung in Ackmans Portfolio. Das Unternehmen ging aus der Fusion der beiden Frachteisenbahngesellschaften Canadian Pacific und Kansas City Southern zur sechstgrößten US-Eisenbahngesellschaft hervor. Die Schienennetze beider Unternehmen ergänzten sich perfekt, weil sie keine Überscheidungen aufwiesen und sich in Kansas City trafen und nun die Vereinigten Staaten, Kanada und Mexiko umfassen. Ackman erklärte, das Unternehmen habe seinen einjährigen Jahrestag des historischen Zusammenschlusses mit starken Ergebnissen gefeiert und die Dynamik im zweiten Jahr dieser mehrjährigen Wachstumsgeschichte weiter ausgebaut. Das Volumenwachstum von 6 % im 2. Quartal habe deutlich über den Erwartungen des Managements gelegen, angetrieben durch Synergiegewinne und solide kanadische Getreidetransporte. Trotz eines schwierigen Frachtumfelds habe man beträchtliche Fortschritte bei der Realisierung von Ertragssynergien gemacht, insbesondere durch die Zusammenlegung von Beschaffungs- sowie allgemeinen und administrativen Funktionen. Das einzigartige Netzwerk und das branchenführende Managementteam seien gut positioniert, um weitere Synergieeffekte zu erzielen und ein hervorragendes operatives Geschäft zu betreiben, das in den kommenden Jahren ein starkes zweistelliges Gewinnwachstum generieren dürfte, zeigte sich Ackman überzeugt.
The Howard Hughes Company bringt 11,2 % Gewicht auf die Depotwaage. Seine erste Beteiligung an dem Spezialimmobilienunternehmen ging Ackman 2010 im Zuge der Abspaltung von GGP Inc. ein. General Growth Properties war eine amerikanische Immobiliengesellschaft und der zweitgrößte Betreiber von Einkaufszentren in den Vereinigten Staaten. Es wurde 1954 gegründet und hatte seinen Hauptsitz ab 2000 in Chicago, Illinois. Zum Zeitpunkt des Insolvenzantrags im Jahr 2009 war das Unternehmen von der größten Immobilieninsolvenz in der amerikanischen Geschichte betroffen. Doch der Großteil von Ackmans aktuellem Anteil stammt aus einer Aufstockung von rund 10 Mio. Aktien im 1. Quartal 2020 zu etwa 50 USD je Aktie im Rahmen einer Privatplatzierung. Später folgten weitere signifikante Aufstockungen. Als Begründung für sein Engagement hatte Ackman seinen Investoren erklärt, Howard Hughes habe das „einzigartige vorteilhafte Geschäftsmodell“ des Besitzes von Master Planned Communities (MPCs), die selbst 2022 inmitten eines schwierigen makroökonomischen Umfelds zu einer robusten Performance geführt hätten. MPCs sind in sich geschlossene, einheitliche Wohngebiete mit klaren Grenzen und einem umfassenden Angebot an Flächennutzungen, Beschäftigungsmöglichkeiten sowie öffentlichen Einrichtungen und Dienstleistungen. Howard Hughes konzipiert diese, setzt sie um und betreibt sie. Die MPCs von Howard Hughes befinden sich in Staaten mit niedrigen Lebenshaltungskosten und niedrigen Steuern wie Texas und Nevada, die weiterhin von einer starken Zuwanderung profitieren. Ackman meint, Howard Hughes bleibe von den Auswirkungen erhöhter Zinssätze und der Volatilität der Kapitalmärkte weitgehend verschont, da die Schulden des Unternehmens entweder festverzinslich oder abgesichert seien und fast 90 % erst 2026 oder später fällig seien. Inzwischen hält Ackman bereits 37,5 % an dem Unternehmen und am Markt wird spekuliert, dass er sich die Firma ganz einverleiben will.
Die Neuerwerbungen Brookfield und Nike stellen mit jeweils etwas mehr als 2 % Gewichtung nur kleine Ergänzung in Ackmans Portfolio dar. Noch…
Was Ackmans 13F nicht zeigt
Das 13F-Fomular müssen Investoren quartalsweise bei der US-amerikanischen Börsenaufsicht einreichen, wenn sie mehr als 100 Mio. USD in US-Aktien angelegt haben. Darin sind alle Positionen an börsennotierten US-Aktien aufzuführen, die zum Ende des Quartals im Depot liegen. Und somit tauchen nicht-börsennotierte Aktien und Beteiligungen ebenso wenig auf wie ausländische Werte, sofern es sich nicht um die an US-Börsen gehandelten ADRs handelt.
Fannie Mae und Freddie Mac spielen seit ihrer Gründung durch den US-Kongress im Jahr 1938 eine wichtige Rolle im nationalen Wohnungsfinanzierungssystem. Sie sorgen für Liquidität, Stabilität und Erschwinglichkeit auf dem Hypothekenmarkt, indem sie Tausenden von Banken, Sparkassen und Hypothekengesellschaften, die Kredite zur Finanzierung von Wohnimmobilien vergeben, Liquidität zur Verfügung stellen. Sie kaufen also Hypotheken von Kreditgebern und halten diese Hypotheken entweder in ihren Portfolios oder verpacken die Kredite in hypothekarisch gesicherte Wertpapiere (MBS), die verkauft werden können. Die Kreditgeber verwenden das Geld, das sie durch den Verkauf von Hypotheken an die Unternehmen erhalten, für weitere Kredite. Während der Globalen Finanzkrise gerieten beide dementsprechend in Schieflage und mussten vom Staat gerettet werden. Im Zuge der Rettungsaktion wurden sie von der Börse genommen.
Am 15. November 2013 offenbarte Bill Ackman die beiden Unternehmen als weitere Long-Positionen seiner Partnerschaft; da sie nicht mehr an der Börse notieren, tauchen sie im 13F auch nicht auf. Ackman hielt seinerzeit knapp 10 % der ausstehenden Aktien an beiden Unternehmen: 115,57 Mio. Aktien von Fannie Mae auf einer Kostenbasis von 2,29 USD und 63,5 Mio. Aktien von Freddie Mac auf einer Kostenbasis von 2,14 USD. Der kombinierte Investitionsaufwand betrug rund 400 Mio. USD. Im außerbörslichen Handel notieren beide Papiere bei rund 0,45 USD.
Im März 2018 teilte Pershing Square mit, dass sie inzwischen rund 21 % an den beiden Unternehmen halten würden. In seinem Brief an die Investoren teilte Bill Ackmann diesen mit, Fannie Mae und Freddie Mac blieben wertvolle Optionen für den Fall, dass die Unternehmen aus der Zwangsverwaltung entlassen werden. Abweisende Gerichtsurteile haben die Aktionärsklagen effektiv beendet. Beide Unternehmen würden weiterhin Kapital durch einbehaltene Gewinne aufbauen, was ihr kombiniertes Kapital auf 97 Mrd. USD erhöhe und dazu geführt habe, dass sie sich damit zu „Kapitalfestungen“ entwickelt hätten. Ackman glaubt, es sei lediglich eine Frage des Zeitpunkts und nicht des Ob, dass Fannie Mae und Freddie Mac aus der staatlichen Kontrolle entlassen werden, da die wirtschaftlichen und politischen Gründe für die Unabhängigkeit von Fannie und Freddie intakt seien.
Mein Fazit
Bill Ackman ist ruhiger geworden, aber nicht still. Er bleibt ein aktivistischer Investor, aber er sucht sich seine Kämpfe inzwischen gut aus. Und er findet attraktive Investmentmöglichkeiten, wo er leise und geduldig unterbewerten Aktiva bei ihrer Entdeckung durch die Märkte zusehen und daran verdienen kann. Davon hat er trotz der starken Konzentration seines Portfolios auf nur wenige Werte eine ganze Reihe eingesammelt. Qualität bestimmt die Rendite ebenso wie der richtige Kaufpreis.
Eigene Positionen des Redakteurs: Brookfield
Bildherkunft: Nike