Aktien Europa: Schwach - Vorgaben und enttäuschende Zahlen belasten
PARIS/LONDON (dpa-AFX) - Die europäischen Aktienmärkte haben am Donnerstag weiter nachgegeben. Starke Verluste der US-Technologiewerte ließen die Märkte nicht unbeeindruckt. "Die Stimmung an der Technologiebörse Nasdaq scheint endgültig gekippt, der Index erlebte seinen schwärzesten Tag seit Ende 2022", betonte Kapitalmarktstratege Jürgen Molnar vom Broker RoboMarkets.
Der EuroStoxx 50 rutschte um 1,69 Prozent auf 4.779,89 Punkte ab. Der französische Cac 40 sank um 1,84 Prozent auf 7.375,55 Punkte, während der britische FTSE 100 sich mit einem Abschlag von 0,91 Prozent auf 8.079,94 Punkte etwas besser hielt.
Zu den schwachen Vorgaben aus Übersee kamen Zahlen europäischer Unternehmen. Dabei belasteten etwa enttäuschende Quartalsberichte von Schwergewichten wie Nestle . Und auch mit der Konjunktur steht es nicht allzu gut. So ist die Stimmung in den französischen Unternehmen im Juli nach den Turbulenzen um die vorgezogenen Parlamentswahlen eingebrochen.
Nicht ganz so dramatisch, aber ebenfalls ernüchternd ist die Entwicklung in Deutschland. Die Stimmung in der deutschen Wirtschaft verschlechterte sich überraschend. Es war der dritte Rückgang des wichtigsten deutschen Konjunkturbarometers in Folge.
Schwächster Sektor waren die Medienwerte. Hier belastete der Einbruch von Universal Music . Barclays-Experte Julien Roch verwies auf eine massive Enttäuschung im Bereich Musik-Streaming. Das Management habe zudem signalisiert, dass auch im dritten Quartal nicht mit einer anziehenden Dynamik zu rechnen sei.
Technologiewerte litten nicht allein unter den Vorgaben der entsprechenden US-Titel. Der Chiphersteller STMicroelectronics hatte zudem erneut seine Prognose gesenkt. Der Infineon -Konkurrent kämpft mit einer Nachfrageschwäche in seinen wichtigsten Bereichen. Die Aktie brach um über zwölf Prozent ein.
Autowerte standen ebenfalls unter Druck. Deutliche Kursverluste von Stellantis und Renault zogen den Sektor nach unten. Renault wird im Tagesgeschäft zwar profitabler, es belastet aber der Nissan -Anteilsverkauf. Bei Stellantis hingegen brach der Gewinn wegen schwächerer Geschäfte auf dem wichtigen nordamerikanischen Markt ein. Renault fielen um über acht Prozent, Stellantis büßten mehr als sieben Prozent ein. Im Luxussektor gab es nach den enttäuschenden Zahlen von LVMH erneute Hiobsbotschaften. Der Luxuskonzern Kering rechnet wegen der Konsumflaute und Sanierungsbemühungen bei seiner wichtigsten Marke Gucci mit einem weiteren deutlichen Gewinneinbruch. Dies drückte die Aktie um 7,7 Prozent.
Im Nahrungsmittelsektor waren die Reaktionen unterschiedlich. Während Nestle im laufenden Jahr mit einem etwas geringeren Wachstum und Gewinn je Aktie als bisher rechnet, steigerte der Konsumgüterkonzern Unilever im ersten Halbjahr Umsatz und Gewinn überraschend stark. Nestle fielen um 3,9 Prozent, Unilever gewannen fünf Prozent.
Erfreuliche Nachrichten gab es im Pharmabereich. Der Pharmakonzern Roche schaut auf ein solides erstes Halbjahr zurück. Die Geschäfte laufen so gut, dass der Konzern seinen Gewinnausblick für 2024 angehoben hat. Auch der französische Pharmakonzern Sanofi blickt nach einem besser als erwartet gelaufenen zweiten Quartal optimistischer auf das Gesamtjahr. Roche kletterten um zwei Prozent, Sanofi um 2,7 Prozent./mf/jha/