AKTIEN IM FOKUS: Studien fachen Commerzbank-Übernahmefantasie weiter an
FRANKFURT (dpa-AFX) - Weiter angetrieben von Übernahmefantasien haben die Aktien der Commerzbank
Insbesondere die Hochstufung auf "Overweight" durch die US-Bank JPMorgan nach dem Einstieg der italienischen Großbank Unicredit
Unicredit-Chef Andrea Orcel bekräftigte das Interesse an einem möglichen Kauf der Commerzbank. Die Übernahme der Commerzbank sei eine Option, sagte er dem Nachrichtensender Bloomberg TV. Er betonte aber auch, dass die Bank nach dem Einstieg mit neun Prozent bei der weiteren Vorgehensweise flexibel sei. So könne der Anteil auch erhöht oder reduziert werden. Er sehe dabei keinen Zeitdruck: "Wir sind sehr geduldig".
Zudem berichtete Bloomberg aus Kreisen, dass der Vorstand der Commerzbank Verteidigungsstrategien gegen eine Übernahme prüfe und die US-Bank Goldman Sachs mit deren Ausarbeitung beauftragt habe.
Gegen Mittag legten die Commerzbank-Papiere um 3,0 Prozent auf 15,12 Euro zu und zählten damit zu den Spitzenwerten im festen deutschen Leitindex Dax
Der gesamte Bankensektor legte zudem zu: So stiegen die Aktien der Deutschen Bank
Abouhossein sieht laut seinem Kommentar zur europäischen Bankenbranche in dem Vorstoß der Italiener den möglichen Start für einen beginnenden Fusions- und Übernahme-Zyklus. Dies könnte ihm zufolge der Beginn einer Konsolidierung im Sektor sein, nachdem in den vergangenen Jahren allenfalls Rettungserfordernisse zu Bankübernahmen geführt hätten.
Angesichts von "4.900 Banken und Kreditinstituten in Europa und davon allein 1.300 in Deutschland ist ein Strukturwandel nötig", schreibt er. Und in einem solchen Prozess sei die Commerzbank "klar im Spiel". Außer dieser sieht er auch in der niederländischen Bank ABN Amro und dem Kreditinstitut Banco BPM potenzielle Übernahmeziele, und stufte die beiden Aktien von "Underweight" auf "Neutral" hoch.
Mit Blick auf die Commerzbank erinnerte der Experte daran, dass die Unicredit "schon immer" ein Übernahmeinteresse an der Commerzbank gehabt habe und nun durch die Aktien-Platzierung der Bundesregierung die günstige Gelegenheit genutzt habe.
Auch wenn er ein Scheitern von möglichen Fusions- oder Übernahmebestrebungen nicht ausschließt, rechnet der JPMorgan-Analyst für die zu seinen "Top Picks" zählende Unicredit im Fall einer vollständigen Übernahme mit "einigen strategischen Vorteile mit Synergiepotenzial". Da dadurch jedoch die außerordentlichen Aktienrückkäufe in den Jahren 2025 und 2026 wegfielen, sieht er den Effekt auf das Ergebnis je Aktie für 2026 selbst bei 100-prozentigen Synergieeffekten erst einmal leicht negativ.
Zur Deutschen Bank und einem etwaigen Interesse an der Commerzbank verwies er auf einen Bloomberg-Bericht, in dem sich die Bank nicht habe äußern wollen und stattdessen auf ihre Wachstumsstrategie und Renditeziele verwiesen habe. Dennoch, so schrieb er, dürfte eine solche Fusion im besonderen Interesse der Deutschen Bank und auch von Deutschland sein und sei daher auch ein potenziell wahrscheinliches Ergebnis.
Für die Deutsche Bank wäre ein dadurch steigender Marktanteil im deutschen Privatkundengeschäft strategisch hilfreich, schrieb er. "Aus deutscher Sicht könnte es, obwohl ein großer Teil des Bankenmarktes nicht börsennotiert ist, in einer Welt geo- und handelspolitischer Spannungen eine attraktive Option sein, eine größere deutsche Bank als börsennotierten nationalen Champion und Hausbank für deutsche Unternehmen zu haben."
Analyst Jochen Schmitt vom Bankhaus Metzler schrieb ähnlich wie Abouhossein: "Die Nachrichten über die Unicredit legen nahe, dass die Commerzbank ein Übernahmeziel werden könnte, obwohl wir es für schwierig halten, einzuschätzen, ob ein solcher Deal letztendlich verfolgt und durchgeführt wird oder nicht."/ck/la/jha/