ROUNDUP 2: Wind könnte Feuer in Los Angeles neu anfachen - 24 Tote
(durchgehend aktualisiert)
LOS ANGELES (dpa-AFX) - Wettlauf mit der Zeit in Los Angeles: Feuerwehrleute versuchen, die heftigen BrĂ€nde einzudĂ€mmen, bevor zunehmende Winde sie wieder anfachen. Die Zahl der bestĂ€tigten TodesfĂ€lle stieg auf 24, weitere Menschen werden noch vermisst. Mehr als 100.000 Bewohner mussten ihre HĂ€user verlassen und durften weiterhin nicht zurĂŒck.
"Wir brauchen von Mutter Natur eine Pause"
Das "Palisades Fire", das ganze StraĂenzĂŒge des Stadtteils Pacific Palisades verwĂŒstet hatte, erfasste nach Behördenangaben bis Sonntagabend (Ortszeit) eine FlĂ€che von knapp 96 Quadratkilometern und war zu 13 Prozent eingedĂ€mmt. Das "Eaton Fire" nahe Pasadena und Altadena nordöstlich von Los Angeles brannte demnach auf einer FlĂ€che von etwa 57 Quadratkilometern und war zu 27 Prozent unter Kontrolle.
Der US-Wetterdienst sagte fĂŒr Montag und Dienstag wieder stĂ€rkere Winde voraus und warnte vor "extremer" Feuergefahr. Durch den Wind könnten sich die BrĂ€nde "explosionsartig" ausbreiten, hieĂ es.
"Wir brauchen von Mutter Natur eine Pause", sagte Brice Bennett von der kalifornischen Behörde Cal Fire dem Nachrichtensender CNN. "Wir haben die Feuerwehrleute, wir haben das Wasser, wir brauchen mehr Zeit." Die Löschbrigaden arbeiteten weiter in Schichten von 24 und 36 Stunden am StĂŒck.
Keine Löschflugzeuge bei starkem Wind
Ein groĂes Problem sei, dass mit Winden von rund 50 Kilometern pro Stunde die Löschung aus der Luft nicht mehr funktioniere, sagte Bennett. Denn der Wind verwehe das Wasser, bevor es in einer Ladung am Boden ankommen könne. Unterdessen trieben die Winde Funken durch die Gegend, die neue Feuer starteten.
Am Anfang hatten Böen mit Geschwindigkeiten von bis zu 160 Kilometern pro Stunde das Feuer schnell ein Haus nach dem anderen verschlucken lassen. Die Menschen mussten fliehen - und einige blieben zurĂŒck, um ihre HĂ€user zu retten. Einige waren erfolgreich, andere kamen sogar ums Leben. Den neuen Angaben zufolge starben bei dem "Eaton"-Brand in der NĂ€he von Altadena und Pasadena 16 Menschen - und 8 weitere im westlichen Viertel Pacific Palisades.
Schulen öffnen wieder
Trotz anhaltender BrĂ€nde öffnet die Mehrheit der Schulen im Raum Los Angeles am Montag wieder. "Der Bezirk ist zuversichtlich, dass es fĂŒr SchĂŒler und Angestellte sicher ist, auf die Campusse zurĂŒckzukehren", hieĂ es in einer Mitteilung. Bei der Entscheidung seien unter anderem der Stand der Löscharbeiten, die LuftqualitĂ€t, WindverhĂ€ltnisse und der Zustand der StraĂen berĂŒcksichtigt worden.
Sieben Schulen blieben geschlossen, sagte der Leiter des Schulbezirks, Alberto Carvalho, Medienberichten zufolge auf einer Pressekonferenz. Vier davon seien durch das "Palisades Fire" zerstört worden. Drei weitere befÀnden sich noch in der Evakuierungszone. Die staatlichen UniversitÀten University of California und California State University sind eigenen Angaben zufolge im Notbetrieb und bieten Online-Unterricht an.
Website mit Fotos zerstörter HÀuser
Viele Bewohner der Stadt wissen nicht, ob ihre HĂ€user abgebrannt oder nur beschĂ€digt sind. In Fernsehaufnahmen sind gelegentlich GebĂ€ude zwischen Ruinen zu sehen, die das Feuer verschonte. Bevor die Bewohner nĂ€heres erfahren können, mĂŒssen sie aber an einem Checkpoint warten, bis einige in Polizeibegleitung in die Sperrzone dĂŒrfen. In den vergangenen Tagen wurden mehrere Menschen wegen des Verdachts von PlĂŒnderungen festgenommen. Einer von ihnen gab sich laut Medienberichten als Feuerwehrmann aus.
Damit die Menschen schneller erfahren, was mit ihren HĂ€usern passierte, werden die StraĂen nun GebĂ€ude fĂŒr GebĂ€ude abfotografiert. Die Bilder werden auf eine Website hochgeladen. Mit den Fotos können die Betroffenen auch ihre Versicherungen informieren.
Monatelange RĂ€umungsarbeiten erwartet
Die TrĂŒmmer in den verwĂŒsteten StraĂenzĂŒgen wegzurĂ€umen, könnte nach SchĂ€tzung von Kaliforniens Gouverneur Gavin Newsom sechs bis neun Monate dauern. Nach bisherigen Angaben wurden mehr als 12.000 GebĂ€ude zerstört oder beschĂ€digt.
Internet aus dem All
Tech-MilliardĂ€r Elon Musk will den betroffenen Gebieten kostenloses Internet ĂŒber das Satellitensystem Starlink anbieten. DafĂŒr sollen Starlink-Empfangsanlagen mit offenem WLAN dort platziert werden, wo sie am meisten benötigt wĂŒrden, schrieb der Chef der Weltraumfirma SpaceX auf seiner Online-Plattform X. Zur Stromversorgung sollen "Cybertruck"-Elektroautos des von Musk gefĂŒhrten Autobauers Tesla dienen.
Musk ist ein enger Vertrauter des kĂŒnftigen US-PrĂ€sidenten Donald Trump. Er kritisiert seit Tagen die Verantwortlichen in Kalifornien von der Demokratischen Partei.
UnterstĂŒtzung aus der Ukraine
Der ukrainische PrĂ€sident Wolodymyr Selenskyj bot den USA unterdessen Hilfe bei der BekĂ€mpfung der BrĂ€nde an. 150 Feuerwehrleute stĂŒnden bereit, sagte er in seiner tĂ€glichen Videoansprache. Die USA sind der wichtigste UnterstĂŒtzer der Ukraine im Kampf gegen die russische Aggression. In Los Angeles sind bereits Feuerwehrleute unter anderem aus Mexiko und Kanada im Einsatz.
Beyoncé spendet Millionen
US-Superstar BeyoncĂ© (43) will mit ihrer Stiftung "Beygood" 2,5 Millionen Dollar (etwa 2,4 Millionen Euro) an Betroffene der BrĂ€nde spenden. Mit dem Geld sollten Familien in der Gegend um Altadena und Pasadena nördlich von Los Angeles unterstĂŒtzt werden, die ihre HĂ€user verloren hĂ€tten, hieĂ es in einem Post der Stiftung auf Instagram./so/DP/mis