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6 Golden Nuggets vom 3-fachen US Investing Champion David Ryan

Strategien Marius Müllerhoff 694 Leser

David Ryan ist eine Ikone des CANSLIM-Tradings. Er hat die U.S. Investing Championships dreimal hintereinander gewonnen (1985, 1986 und 1987) mit Performance-Werten von 160% und mehr. Außerdem konnte er mehrfach den zweiten und dritten Platz belegen. Des Weiteren hat er für und eng mit William O’Neil zusammengearbeitet. Letztlich führte er über 15 Jahre sehr erfolgreich einen eigenen Hedge Fund („Ryan Capital Management“).

Der Beginn seiner Tradingkarriere geht zurück in die frühen 80er Jahren, als er mit Anfang Zwanzig als Praktikant bei William O’Neil & Company anfing. Schnell machte er durch seine beachtliche Performance auf sich aufmerksam. Dann gewann die die US Investing Champhionships und wurde letztlich einer der Portfolio Manager von William O’Neil. Im Jahr 2000 verließ er die William O’Neil & Company, um sich vollkommen auf seinen Hedge Fund zu konzentrieren, den er im Sommer 1998 gegründet hatte. Im Jahr 2014 schloss den Fund. Seitdem tradet er nur noch sein eigenes Portfolio und arbeitet u. a. als Berater für Investors Business Daily.

Im Unterschied zu anderen Gurus der CANSLIM-Tradingschule hat David kein Buch verfasst und führt auch keinen eigenen „Educational Service“. Einige Jahre lang er hat als Co-Instructor bei dem von Mark Minervini geführten „Master Trader Program“ agiert.

Nichtsdestotrotz ist er ein Trading-Guru und viele seiner Weisheiten verdienen einen Einblick.

“Ants Indicator”

Der sogenannte “Ants Indikator” („Ameisen-Indikator“) identifiziert ungewöhnlich starke Preis- und Volumenbewegungen über einen rollierenden Zeitraum von drei Wochen. Er dient als Anzeichen für eine bemerkenswerte institutionelle Akkumulation. Dies sollte auf potenzielle Marktgewinner hindeuten. David Ryan entwickelte diesen Indikator, während er als Portfolio-Manager bei William O’Neil & Company tätig war.

Die Kriterien lauten:

  • 20-25% Preisanstieg innerhalb von 15 Tagen (drei Wochen)
  • 20-25% Volumenanstieg innerhalb dieser 15 Tage
  • 12 von 15 Tagen im Plus

Der Name „Ant“ bzw. “Ameise” kommt daher, dass David immer einen Punkt oberhalb der Tageskerze setze (damals druckte er Charts aus). Diese Punkte oberhalb der jeweiligen Kerzen ähnelten „Ameisen“. Daher taufte er diesen Indikator den „Ants Indicator“.

Wichtig zu betonen ist, dass so eine beachtliche Aufwärtsbewegung auch ein “climax top” widerspiegeln kann. Dies würde genau dann der Fall sein, wenn sich eine Aktie bereits mehrfach verdoppelt hat, und wir uns in einer späteren Phase eines Bullenmarktes befinden.

Key Takeaways aus Bärenmärkten

Zu Bärenmärkte hat David Ryan sich viel geäußert. Folgend ein paar Key Takeaways.

Erstens sollte der Drawdown des eigenen Portfolios während eines Bärenmarktes nicht mehr als 10-15 % vom Allzeithoch betragen.

Zweitens sollte der Fokus eher auf den Preis- und Volumenbewegungen liegen als auf den Fundamentaldaten.

Drittens gibt es üblicherweise drei Abstiegsphasen („three legs down) der Indizes. Wenn man einen Blick auf den S&P 500 im Jahr 2022 wirft, dann erkennt man genau dies (siehe folgende Abbildung).

Quelle: www.traderfox.com

Viertens können Bärenmarktrallyes lang genug sein, um (fast) alle Anleger wieder anzulocken, nur um sie dann letztlich doch zu täuschen. Zwischen September 2001 und Dezember 2021 schoss die Nasdaq um über 50% nach oben, nur um im April 2022 neue Tiefs zu machen.

Fünftens bilden sich sogenannte „bottoming phases“ und „bases“ im Laufe der Zeit; Tiefststände ereignen sich jedoch an einem Tag.

Sechstens ist es so, dass je tiefer der Markteinbruch, desto länger dauert es, bis sich die Märkte erholen, weil die Anleger Angst haben, wieder einzusteigen (siehe Dot.com-Blase). Die Corona-Krise stellte hier eine große Ausnahme dar.

Siebtens gilt es in Bärenmarkt mit maximaler Vorsicht zu traden und mit kleinen Positionen, wenn man überhaupt traden muss. Es geht hierbei nicht darum, Geld zu verdienen, sondern ein Feedback von den Märkten zu bekommen. Man muss seine Erwartungshaltung entsprechend anpassen.

Achtens rät David Ryan, die Zeit eines Bärenmarktes dafür zu nutzen, die Charts von ehemaligen „True Market Leaders“ zu studieren und die eigenen Trades (Gewinner und Verlierer) zu analysieren.

„True Market Leaders“

Neben den klassischen CANSLIM-Kriterien stehen für David Ryan bei einem „True Market Leader“ zusätzlich noch die folgenden Aspekte im Vordergrund:

Während die Indizes in einem Bärenmarkt die zweiter Abverkaufsphase machen („second leg down“), zeigen die potenzielle True Market Leaders relative Stärke. In der Traderfox Software kann man sich diese relative Stärke (RS) unter „Screener“ sehr gut anzeigen lassen (siehe folgende Abbildung).

Quelle: www.traderfox.com

Wenn die Indizes in einem Bärenmarkt die dritte und letzte Abverkaufsphase einlegen („third leg down“), bilden potenzielle True Market Leaders bereits konstruktive „Bases“ und machen keine neuen Tiefstände oder generieren sogar neue 52 Wochenhochs. Dies sah man bei Super Micro Computer, die im Oktober 2022 auf ein neues 52 Wochenhoch ausbrach, als die Indizes ihre Tiefstände des Bärenmarktes erreichten. Die Traderfox Software unterstützt einem dabei, auf solche potenziellen True Market Leaders frühzeitig aufmerksam zu werden. So kann man sich im Dropdown Menü „Screener“ unter „Radarbox Signale“ Aktien an ihren 52 Wochenhochs und an ihren Allzeithochs anzeigen lassen.

Des Weiteren betont er, dass man sich auf neue, potenzielle True Market Leaders konzentrieren und nicht an den alten festhalten sollte, nur weil man sie vom Namen kennt (z.B. Cisco nach 2000 oder Paypal nach 2022).

Die Aufwärtsbewegungen von True Market Leaders dauern üblicherweise 18 bis 24 Monate, so David Ryan. In dieser Zeit gibt es oftmals mehrere Möglichkeiten, die Aktie zu kaufen (z.B. nachdem sie eine konstruktive Base gebildet hat), insbesondere, wenn man die initiale Aufwärtsbewegung verpasst hat.

Während des Aufwärtstrends eines True Market Leaders gibt es selten mehr als zwei aufeinanderfolgende negative Wochen. Wenn man mehr als zwei negative Wochen bei gleichzeitig erhöhtem Volumen sieht, könnte dies ein sogenannter „change of character“ der Aktie darstellen.

“Mental health buy”

Viele Trader kennen es nur zu gut: Man will unbedingt eine bestimmte Aktie besitzen, tut sich aber schwer damit sie an diesem bestimmten Punkt zu kaufen.

Wenn man es aber letztlich nicht länger „ertragen“ kann, eine bestimme Aktie nicht zu besitzen, dann empfiehlt David Ryan, eine kleine Position zu eröffnen. Er spricht von einem sogenannten “mental health buy”.

“Trading around a position”

David Ryan ist ein großer Fan davon, um eine Kernposition herum zu traden.

Anfänglich versucht er eine 5% -Position schnell auf 10%-Position zu erhöhen. Dann verkauft er die Hälfte der Position in Stärke hinein und behält die andere Hälfte (Kernposition). Wenn die Aktie in der Folge einen Pullback einlegt, z.B. zum gleitenden 20- oder 50-Tagedurchschnitt, dann versucht er, die Position wieder aufzustocken.

Verschiedenes

Wenn immer weniger Führungsaktien neue Hochs generieren und gleichzeitig „langweilige“ Aktien (z. B. Versorger) neue 52 Wochenhochs machen, ist die Wahrscheinlichkeit groß, dass wir eine Korrektur bekommen werden.

Man sollte sich stets fragen, was ist die EINE Aktie, die der Markt im Auge hat (z. B. Tesla Ende 2021). Wenn dann diese EINE Aktie beginnt wegzubrechen, wird sich das auf den Gesamtmarkt auswirken, und man sollte auf der Hut sein.

Beim Angebotsüberhang („overhead“) berüchsichtigt David Ryan die letzten 18 bis 24 Monaten.

Er rät jedem Positionstrader sich die Earnings Calls anzuhören.

David Ryans Lieblingsindikatoren sind Preis und Volumen. Sie sagen ihm 90 % dessen, was er über die Richtung einer Aktie wissen muss und sind aus seiner Sicht viel wichtiger als gleitende Durchschnitte, Fundamentaldaten, MACD, usw.

Am Ende eines Quartals, eines Halbjahres und eines Gesamtjahres kommt es oftmals zu größeren Verschiebungen. Hierauf sollte man sich einstellen und einen Plan haben.

David Ryan schaut sich gerne die Vergangenheit einer Aktie an, um zu analysieren, ob es Aufwärtsbewegungen gab, und wie lange diese Aufwärtsbewegungen anhielten. So kann er sich ein Bild davon machen, wie viel und wie lange diese in der Zukunft während einer erneuten Aufwärtsbewegung ausfallen könnten.


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